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Kirchenkonflikt zwischen serbischer und mazedonischer Orthodoxie

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Berichte Nord-Mazedonien
Der Konflikt zwischen der Serbisch-orthodoxen Kirche und der nicht anerkannten orthodoxen Kirche Mazedoniens hat am Wochenende einen neuen Höhepunkt erreicht. Grund dafür ist der Beschluss des Heiligen Synod in Belgrad, die Autonomie des pro-serbischen Erzbistums in Ohrid anzuerkennen. Damit dürften auch alle jahrelangen Versuche gescheitert sein, den Konflikt zwischen den orthodoxen Kirchen in Serbien und Mazedonien friedlich zu lösen. Über den Hintergrund des Konflikts und die Beziehungen zwischen beiden Kirchen berichtet aus Belgrad unser Korrespondent Christian Wehrschütz

Der Kirchenkonflikt zwischen serbischer und mazedonischer Orthodoxie reicht bis tief in das kommunistische Jugoslawien zurück. Mit Unterstützung Titos löste sich im Jahre 1967 die orthodoxe Kirche Mazedoniens von der serbischen Orthodoxie und erklärte sich für selbständig, für autokephal. Ziel dieser von den Kommunisten geförderten Trennung war die Stärkung der eigenständigen mazedonischen nationalen Identität, die teilweise bis heute von Griechen, Serben und Bulgaren bestritten wird. So ist bis heute der mazedonische Staatsname von Griechenland nicht anerkannt. Das gilt auch wegen des Widerstandes der serbischen Orthodoxie für die Orthodoxe Kirche, die von der Weltorthodoxie daher ebenfalls nicht anerkannt ist, obwohl Serbien und Mazedonien normale diplomatische Beziehungen unterhalten. Verschärft wird der kirchenpolitische Konflikt dadurch, dass in Mazedonien im Bistum von Ohrid mit Bischof Jovan ein proserbischer Geistlicher tätig ist. Er trat vor zwei Jahren der serbischen Orthodoxie bei, ein Schritt den die mazedonische Kirche mit seiner Amtsenthebung beantwortete. Außerdem saß Jovan deswegen eine Zeit im Gefängnis und serbische orthodoxe Priester hatten Einreiseverbot nach Mazedonien. Nunmehr hat am Wochenende in Belgrad der Heilige Synod Jovan zum Erzbischof ernannt und die Autonomie seines Bistums anerkannt. In Mazedonien führte das zu massiven Protesten auch der politischen Führung. Das serbische Außenministerium warnte davor, der Kirchenkonflikt dürfe nicht die gutnachbarlichen Beziehungen belasten. Doch genau das ist natürlich der Fall, weil der Konflikt in Wirklichkeit kein religiöser, sondern ein politischer ist. Um die Lage zu entschärfen hat die Regierung in Skopje daher den ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel um Vermittlung gebeten. Denn durch den Beschluss der serbischen Kirche wird indirekt auch die mazedonische Identität in Frage gestellt; das trifft den stark ausgeprägten mazedonischen Nationalismus empfindlich, der bis heute noch die Tatsache zu verarbeiten hat, dass er der albanischen Volksgruppe nach einem Aufstand im Jahre 2001 politische und rechtliche Gleichberechtigung hat zugestehen müssen.

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