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Lage in Mazedonien

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Berichte Nord-Mazedonien
In Mazedonien hat das Parlament am Donnerstag das Gesetz über die lokale Selbstverwaltung beschlossen. Dieses Gesetz sieht eine umfassende Dezentralisierung des Landes vor und ist das Herzstück des Friedensvertrages von Ohrid. Doch auch sechs Monate nach diesem Ab-ommen verläuft die Aussöhnung zwischen Mazedoniern und Albanern schleppend. Die ge-mischte Polizei konnte noch nicht in alle Orte in der Krisenregion um die Stadt Tetovo zu-rückkehren, politische Falken auf Seiten der Mazedonier und albanische Extremisten be-drohen den fragilen Frieden. Hinzu kommt die schwierige Wirtschaftslage. Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat in dieser Woche wieder Mazedonien besucht und folgenden Bericht über die Lage im Lande gestaltet:

Wiederaufbau im mazedonischen Dorf Neprosteno. Finanziert durch EU und mazedonische Regierung zimmern albanische Tischler aus Tetovo das Dach eines mazedonischen Hauses. Schwer beschädigt wurde das Haus durch albanische Freischärler. Dem albanischen Tischler ist die Nationalität des Hauseigentümers gleichgültig:

„Das ist egal, wenn jemand zahlt, wir arbeiten für Geld.“

Die EU verlangt bewußt , daß albanische Handwerker mazedonische Häuser und mazedoni-sche Handwerker auch albanische Häuser wiederaufbauen, um die Aussöhnung voranzutrei-ben. Doch daß Mißtrauen zwischen beiden Völkern ist ebenso groß wie die Unsicherheit, ob der Friede halten wird. So sagt die mazedonische Hausbesitzerin:

„Was sein wird, wissen wir nicht. Wir werden sehen. Wir wollen, daß es besser wird. Wir wollen es, doch was herauskommt, wissen wir nicht.“

Die Stimmung in Neprosteno ist gedrückt. Einige Häuser hat die EU wieder aufgebaut, doch viele sind noch zerstört, die Ruinen sind von Schnee bedeckt. Der Krieg hat auch die Land-wirtschaft schwer getroffen. So sagt die mazedonische Hauseigentümern, deren Pension 75 Euro im Monat ausmacht:

„Alles ist vernichtet; wir hatten Kühe und ein Pferd, jetzt ist alles zerstört, auch das Auto; wir haben nichts, gut ist nur, daß wir Menschen am Leben geblieben sind.“

Im Dorf lebten vor dem Krieg 1200 Albaner und etwa 600 Mazedonier, doch zurückgekehrt sind bisher nur wenige, vor allem ältere Einwohner. Arbeitsplätze sind in Neprosteno prak-tisch nicht vorhanden. Der einzig nennenswerte Betrieb des Ortes lag im Zentrum an der Grenze zum albanischen Ortsteil. Die UCK zerstörte ihn, die Ruinen bieten auch sechs Monate später das gleiche triste Bild, nur Schnee und Rost haben den Anblick etwas ver-ändert. Ebenso wie die Mazedonier sehen auch die Albaner in Neprosteno keine Zukunft. Ihre Haupteinnahmequelle sind Gastarbeiter. Einer von ihnen arbeitet in Köln und ist derzeit auf Heimatbesuch. Zur Lage sagt er:

„Perspektive sehe ich zurzeit auch keine. Ich gehe von mir aus. Ich will jedes Jahr arbeiten und denke ich gehe zurück nach Mazedonien, irgend etwas arbeiten oder eine Laden aufmachen. Jedes Jahr wird es schlimmer.“

An dieser insgesamt pessimistischen Einstellung konnte bisher auch die Dezentralisierung Mazedoniens nichts ändern, die das Parlament beschlossen hat. Das neue Gesetz über die lokale Selbstverwaltung ist das Herzstück des Friedensabkommens von Ohrid. Städte erhalten mehr Kompetenzen, doch die Finanzierung dieser Dezentralisierung ist noch nicht gesichert.

Die für Februar geplante EU-Geberkonferenz soll hier einen Beitrag leisten, doch Mazedo-nien ist derzeit nicht in den Schlagzeilen und das drückt auch die Bereitschaft, viel Geld bereitzustellen. Alain Le Roy, der EU-Vertreter in Skopje, hofft trotzdem auf die Einsicht der Mitgliedsstaaten und sagt:

„Mit dem Friedensvertrag ist es uns gelungen, die Ausweitung des Konflikts zu verhindern; Berücksichtigt man, daß die Konflikte im Kosovo, in Bosnien und in Kroatien Tausende Tote gefordert haben, so ist es uns hier gelungen, das zu begrenzen. Ich glaube daher, daß es auch dienlich sein wird, dann einen dauerhaften Frieden zu finanzieren.“

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