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Berichte Nord-Mazedonien
In Mazedonien greifen die Streitkräfte immer kompromißloser die Stellungen albanischer Freischärler im Grenzgebiet zu Serbien an. Im Zentrum der Gefechte stehen die Dörfer Slpucane und Vakcinse. Dutzende Zivilisten sollen dabei getötet sein, die Zivilbevölkerung versucht, aus den umkämpften Dörfern zu fliehen. Aus Belgrad Christian Wehrschütz

Mazedonien gerät immer Nähe an den Rand eines Bürgerkrieges. So hat Ministerpräsident Ljubco Georgievski erklärt, die Offensive gegen die albanischen Rebellen werde ohne Gnade weitergehen. In diesem Sinne beschossen die Streitkräfte Stellungen der Freischärler in den Dörfern Vakcinse und Slupcane mit Artiller; auch Kampfhubschrauber wurden einge-setzt. Die genaue Zahl der Toten und Verwundeten ist unklar, doch sollen zumindestens 60 Albaner getötet worden sein. Die Streikräfte haben angekündigt, die Dörfer im Häuserkampf erobern zu wollen, um die Zahl der Opfer unter der Zivilbe-völkerung möglichst gering zu halten. Die Zivilisten ver-suchen, aus der umkämpften Region zu fliehen. Immer brüchiger wird auch die jüngst gebildete Sechs-Parteien-Koalition in der auch zwei Albaner-Parteien vertreten sind. Diese Regierung der nationalen Einheit sollte einen Ausgleich zwischen Mazedoniern und Albanern finden. Die Regierung stand von Beginn an unter einem ungünstigen Stern, denn gebildet wurde sie aus Parteien mit sehr unterschiedlichen Interessen, die nur unter dem Druck des Westens zusammenfanden. Zur Regierungskrise nach nur 12 Tagen kam es, weil die albanischen Parteien mit den Freischär-lern ein Geheimabkommen ausgehandelten. Gefordert wurde darin die Gleichstellung der Albaner als Staatsvolk, Albanisch als zweite Staatssprache und ein sofortiges Ende der Offensive. Die mazedonischen Parteien verurteilten das Abkommen scharf; Präsident Boris Trajkovski drohte mit dem Ende der Koalition, Ministerpräsident Georgiejvski sprach von einer sehr ernsten Lage. Der Leiter der OSZE-Mission, der Amerikaner Robert Frovick, der das Geheimabkommen vermittelt hatte, wurde aus Mazedonien ausgewiesen. Selbst wenn die Allparteienregierung diese Krise überstehen sollte, wird es immer unwahrschein-licher, daß sie einen Ausweg findet, denn die Forderungen der albanischen Parteien gleichen auch ohne Geheimabkommen den Forderungen der Freischärler; und mit der wachsenden Zahl der Opfer wird es auch immer schwieriger, einen Kompromiß zu finden, denn der politische Spielraum wird immer geringer.

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