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Mazedonien

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Berichte Nord-Mazedonien
Die Krise in Mazedonien hat sich weiter verschärft. Die Regierung hat bei der umkämpften Stadt Tetovo Truppen, Panzer und Artillerie zusammengezogen. Regierung und Rebellen haben einander ein Ultimatum gestellt. Die EU empfahl der mazedonischen Regierung, mit den albanischen Rebellen nicht zu verhandeln. Tausende Menschen sind bereits auf der Flucht. Aus Skopje berichtet Christian Wehrschütz:

Text:

Am Abend war in der Stadt Skopje erneut Gewehrfeuer zu hören; einzelne Gebäude brannten, Rauchschwaden stiegen im hügeligen Angelände der Stadt auf. Die Regierung hat die albani-schen Rebellen aufgefordert die Kämpfe einzustellen; albanische Freischärler aus dem Koso-vo müßten das Land verlassen. Verhandlungen mit den Rebellen lehnt die Regierung ebenso ab wie die Europäische Union. Gewalt dürfe kein Mittel sein, um politische Forderungen durchzusetzen; daher wäre es in dieser Lage ein Fehler, mit den albanischen Freischärlern zu verhandeln. Diese Ansicht vertrat der EU-Beauftragte für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, Javier Solana, in Skopje. Solana appellierte vor allem an die albanische Jugend zu begreifen, daß ein Weg in die EU durch Anwendung von Gewalt nicht möglich sein. Gerade unter jungen Albanern verzeichnen die Rebellen der UCK im Raum Tetovo einen großen Zulauf. Die UCK selbst drohte mit einer Ausweitung der Kämpfe, sollte die mazedonische Regierung nicht verhandelt. Während eine Lösung des Konflikts nicht in Sicht ist steigt die Zahl der Flüchtlinge. Seit Beginn der Kämpfe um Tetovo vor sechs Tagen sind nach Angaben der UNO knapp 4.000 Mazedonier und Albaner nach Südserbien und Albanien geflohen. Das Rote Kreuz hat bisher in Mazedonien etwa 3700 Flüchtlinge registriert, die meisten von ihnen in der Stadt Skopje.

Solana betonte, die EU werde das Assoziations- und Stabilisierungsabkommen mit Mazedonien Ende April auch dann unterschreiben, wenn bis dahin die Krise nicht bewältigt sei. Ein Ende der Gefechte im Raum Tetovo ist derzeit jedenfalls nicht in Sicht, obwohl alle mazedonischen Parlaments-parteien, darunter auch die albanischen, die Gewaltanwendung verurteilt haben.
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