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Mazedonien-Lage

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Berichte Nord-Mazedonien
Im Gebiet der mazedonischen Stadt Tetovo haben Armee und Polizei wieder Stellungen der albanischen Freischärler beschossen. Zur größeren Gefechten kam es bisher jedoch nicht. Die Krise in Mazedonien ist auch eines der wichtigsten Themen beim EU-Gipfeltreffen in Stockholm. An diesem Treffen nimmt auch der mazedonische Präsident Boris Trajkovski teil. Über die Lage in Mazedonien berichtet aus Tetovo Christian Wehrschütz:

Der Beschuß mutmaßlicher Rebellenstellungen durch die Artillerie war heute in Tetovo bisher schwächer als zu Beginn der Woche. Die mazedonische Führung hat die albanische Bevöl-kerung in den von den UCK-Rebellen gehaltenen Dörfern rund um Tetovo allerdings aufge-fordert ihre Häuser zu verlassen. Ein Regierungssprecher in Skopje sagte, die Armee wolle Verluste unter der Zivilbevölkerung minimieren, die die Terroristen für ihre Propaganda dringend brauchten. Dies könnte darauf hindeuten, daß Skopje mit der bereits mehrfach angekündigten Offensive gegen die Rebellen trotz westlicher Vorbehalte bald beginnen möchte. Daß diese Aufforderung in den Dörfern auf großen Widerhall stoßen wird ist eher unwahrscheinlich, denn ein beträchtlicher Teil der Albaner unterstützt dort die Rebellen. Trotzdem ist die Zahl der Flüchtlinge in Mazedonien schon auf mehr als 20.000 gestiegen. In Tetovo fand heute auch das Begräbnis der beiden Albaner statt, die gestern von der Sonderpolizei erschossen worden sind. Bei einer Fahrzeugkontrolle hatte einer der beiden Männer versucht, eine Handgranate auf den Polizeistützpunkt zu werfen. Dieser Zwischenfall sowie der Umstand, daß den Gefechten auch bereits mehrere Polizisten zum Opfer gefallen sind, dürfte das Mißtrauen und die Spannungen zwischen Albanern und Mazedoniern weiter steigen lassen. Der Versuch der EU, die Freischärler stärker unter Druck zu setzen und gleichzeitig für bessere Lebensbedingungen der Albaner in Mazedonien einzutreten könnte somit scheitern, wenn es nicht rasch zu Verhandlungen kommt.
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