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Berichte Nord-Mazedonien
In Mazedonien soll es neue heute zur Bildung einer Regierung der nationalen Einheit kommen. Ministerpräsident Ljubco Georgievski teilte mit, die Verhand-lungen über die Bildung einer derartigen Regierung seien zu 90 Prozent abge-schlossen. Ziel dieses Kabinetts soll es sein, die Gefahr eines Bürgerkrieges in Mazedonien abzuwenden, die seit dem Ausbruch der Gefechte zwischen alba-nischen Freischärlern und mazedonischen Streitkräften ständig zugenommen hat. Ob eine Regierung der nationalen Einheit diese Ziel erreichen und der UCK, der sogenannten Nationalen Befreiungsarmee der Albaner, den Wind aus den Segeln nehmen kann, ist jedoch fraglich. Hören sie dazu eine Analyse von unserem Balkan-Korrespondenten Christian Wehrschütz aus Skopje:

Die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit in Mazedonien bedeutet zu-nächst, daß dieses Kabinett von derzeit drei auf fünf Parteien erweitert wird. Bisher bildeten die Regierung zwei mazedonische und eine albanische Partei; nun sollen auch die oppositionellen mazedonischen Sozialdemokraten und eine zweite Albaner-Partei ins Kabinett eintreten. Im Parlament wird diese Regierung über 93 der 120 Mandate und damit über eine große Mehrheit verfügen. Offen ist allerdings, ob diese Fünf-Parteien-Koalition tatsächlich rasch die politischen Spannungen zwischen Mazedoniern und Albanern abbauen und die wirt-schaftliche Lage des Landes wird verbessern können. Denn bereits die Verhand-lungen über die Bildung dieser Regierung dauerten fast zwei Monate; ohne den massiven Druck von EU und NATO wären sie wahrscheinlich ergebnislos ge-blieben. Dafür spricht, daß Ministerpräsident Ljubco Georgievski die Grundsatz-einigung über die Regierung erst nach einer neuerlichen Vermittlungsmission des Westens bekanntgeben konnte. Javier Solana, der EU-Beauftragte für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, sowie NATO-Generalsekretär George Robertson sprachen jedenfalls gestern stundenlang mit allen politischen Parteien, um eine derartige Koalition in Mazedonien zustande zu bringen. Der Westen will vor allem vier Ziele erreichen: auf albanischer Seite sollen alle Parteien in der Regierung vertreten sein, damit die Freischärler der UCK auf keine politische Unterstützung zählen können. Zweitens soll durch die Ein-bindung der mazedonischen Sozialdemokraten erreicht werden, daß die maze-donische Seite den Albanern leichter Zugeständnisse machen kann. Schließlich ist die NATO bereit, noch intensiver mit den mazedonischen Streitkräften zusammenzuarbeiten, um die Freischärler besser bekämpfen zu können. Dazu zählen die Unterstützung bei der Aufklärung sowie eine noch bessere Überwachung der Grenze zum Kosovo. Ob diese Strategie Erfolg haben kann, ist fraglich. Denn wie im Kosovo und in Südserbien ist der Einfluß der Albaner-Parteien auf die albanischen Freischärler eher als gering einzuschätzen. Denn die UCK genießt vor allem in jenen Teilen der albanischen Bevölkerung Unterstützung, die von der Vetternwirtschaft der etablierten albanischen Parteien bisher nicht profitiert haben. Die Freischärler haben bereits erklärt, daß sie ihren Kampf nur einstellen werden, wenn ihre Forderungen erfüllt werden. Ein einheitliches politisches Programm und eine klare politische Führung hat die UCK jedoch noch nicht präsentiert. Darüber hinaus lehnen Mazedonien und der Westen Verhandlungen mit den Freischärlern ab. Ein Ende der Gefechte in Mazedonien ist daher zunächst ebensowenig zu erwarten wie eine rasche Stabilisierung des Landes. Denn die Lebensbedingungen in Mazedonien werden sich nicht so rasch verbessern; und zweitens werden die mazedonischen Streitkräfte auch mit NATO-Unterstützung die Freischärler zwar niederhalten aber kaum verhindern können, daß sie demnächst in anderen Ortschaften wieder auftauchen.
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