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Mazedonien Skopje und Gostivar

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Berichte Nord-Mazedonien
Die Krise in Mazedonien hat die internationale Staatengemeinschaft wie so oft auf dem Balkan eher unvorbereitet getroffen. Dabei waren die Warnsignale in dieser ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik nicht weniger deutlich zu erkennen als in anderen Staaten des ehemaligen Jugoslawiens. Mazedonien verlor mit dem Zerfall Jugoslawiens seinen Absatz-markt; hinzu kamen die internationalen Sanktionen auch gegen Mazedonien wegen des Streits mit Griechenland um den Staatsnamen. Wirtschaftskrise, eine ineffiziente Verwaltung, Kor-ruption unter mazedonischen und albanischen Spitzenpolitikern sowie nationale Konflikte führten das Land an den Rande eines Bürgerkriegs, vor dem Mazedonien nun durch die Stationierung von NATO-Soldaten sowie durch ein Friedensabkommen bewahrt werden soll. Teil des Abkommens ist auch eine Dezentralisierung der Verwaltung; denn mazedonische wie albanische Bürgermeister wollen mehr Kompetenzen. Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat sich in zwei mazedonischen Städten, in Skopje und Gostivar, umgesehen und den folgenden Beitrag gestaltet:

Kriva je Ona - Schuld ist die UCK lautet dieser mazedonische Schlager. Doch Text und Videoclip machen nicht nur die albanischen Freischärler, sondern korrupte Politiker, albanische wie mazedonische sowie die Wirtschaftskrise für die Lage im Lande verant-wortlich. Ein gutes Beispiel dafür sind die Städte Skopje und Gostivar. Der mazedonische Bürgermeister von Skopje, Risto Penov, betont, daß der Wunsch nach Dezentralisierung nicht nur ein albanisches Ziel sei. Denn Mazedonien sei ein völlig zentralistischer Staat. Über seine Zuständigkeiten als Bürgermeister von Skopje sagt Penov:

2) Es klingt komisch wenn ich sage, daß in unsere Zuständigkeit nur dar Reinigen von Schornsteien, die Reinigung der Parkanlagen und die Parkplätze fallen. Alle anderen Bereiche werden durch staatliche Ministerien umgesetzt.

Die 640.000 Einwohner zählende Gemeinde Skopje hat 180 Mitarbeiter und ein Budget von 105 Millionen Schilling. Die offizielle Arbeitslosigkeit in der Stadt liegt bei 40 Prozent, doch die Schattenwirtschaft ist sehr groß. Offiziell sind 20 Prozent der Bewohner Albaner; viele sind noch vor dem Zerfall Jugoslawiens zugewandert und haben illegal gebaut. Das schafft nun auch nationale Konflikte, denn so Bürgermeister Risto Penov:

3)Wenn man eine neue Straße oder eine neue Wasserleitung bauen will, so steht man vor dem Problem Häuser abreißen zu müssen, die ohne Genehmigung gebaut wurden und das schafft bereits ethnische Konflikte.“

Zum Zusammenleben zwischen Mazedoniern un Albanern sagt Penov:

4) Ich muß zugeben, daß die Trennung von Tag zu Tag größer ist, und zwar nicht wegen der Gefechte, sondern im täglichen Leben kann man die Trennung bemerken. Die Mazedonier gehen in mazedonische Restaurants und Geschäfte und umgekehrt. Die Albaner gehen in ihre Geschäfte und Restaurants und konzentrieren sich auf ihren Lebensbereich.

Auch Gostivar im Osten Mazedoniens und seine 45.000 Einwohner leiden unter der Krise. Die Mehrheit stellen die Albaner, gefolgt von Mazedoniern, Türken und Roma. Verwaltung und Polizei sind hier ebenso wie in Skopje mazedonisch dominiert. Albanische Freischärler kontrollieren bereits die Vororte von Gostivar, das Zusammenleben ist schwierig, die Schat-tenwirtschaft blüht; vom 4,2 Millionen Schilling umfassenden Budget hat Bürgermeister Xhemail Rexhepi erst 20 Prozent erhalten: Zur finanziellen Lage der Stadt sagt er:

1) Die Gemeinde kann nicht ein Mal ihre grundlegenden Bedürfnisse, wie Telefon oder Strom bezahlen. Am Ende dieses Monats werden wir nicht ein Mal unsere Mitarbeiter

bezahlen können.

Auch Xhemail Rexhepi klagt über den mazedonischen Zentralismus sowie über die Wirt-schaftskrise:

2) In Gostivar arbeiten seit 10 Jahren mindestens sechs Fabriken praktisch nicht. Sie sind hoch verschuldet, arbeiten überhaupt nicht oder sind bereits völlig geschlossen. In einem derartigen Werk, das feuerfeste Materialien herstellte, waren 2.500 Bürger beschäftigt.

Der Bürgermeister selbst arbeitete wie viele Albaner als Gastarbeiter, darunter auch bei der Terrag-Astag in Wien. Sein Landsmann Suleimani Cani arbeitet noch immer in Ternitz als Maler und gleichzeitig auch als Trainer des ASK-Ternitz. In Gostivar ist er nur auf Urlaub. Suleimani Cani glaubt, daß der Frieden trotz aller Probleme noch eine Chance hat, weil:
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