Westbalkan und EU und Gipfel
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Berichte Nord-Mazedonien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Belgrad
Aufsager: Christian Wehrschütz aus Tirana
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Beim Gipfeltreffen im April in Athen beschloss die EU die Aufnahme 10 neuer Mit-glieder. Doch der Andrang ist ungebrochen und die Heranführung weiterer Staaten wird zu den Schwerpunkten des Gipfels in Thessaloniki zählen. Rumänien und Bulgarien wollen 2007 beitrittsfähig sein. Von den Staaten des ehemaligen Jugoslawien hat Slowe-nien als einziges Land den Beitritt geschafft hat. Kroatien und Mazedonien haben bereits sogenannte Assoziations- und Stabilisierungsabkommen unterzeichnen. Bosnien-Herze-gowina sowie Serbien-Montenegro und Albanien stehen dagegen noch am Beginn dieses Integrationsprozesses. Doch die Voraussetzungen all dieser Länder sind sehr verschieden.
Mazedonien leidet noch an den Folgen bürgerkriegsähnlicher Gefechte zwischen Maze-doniern und Albanern; die Umsetzung des Friedensabkommens verläuft schleppend, die Infrastruktur ist schlecht und ein massiver Wirtschaftsaufschwung noch nicht in Sicht. Mit diesen Problemen kämpft auch Bosnien-Herzegowina. Erschwerend kommt hinzu, dass der Staatsaufbau kompliziert ist und zwischen der bosniakisch-kroatischen Föder-ation und der serbischen Teilrepublik noch kein gemeinsamer Binnenmarkt besteht. Das Hauptziel von Paddy Ashdown, dem internationalen Bosnien-Beauftragten, sind daher Wirtschaftsreformen und die Stärkung des Gesamtstaates. Erst nach dem Sturz von Slo-bodan Milosevic vor zwei Jahren hat Serbien mit Reformen begonnen. Nach schwung-vollem Beginn hemmten Machtkämpfe und die schwierige Umwandlung Jugoslawiens in den Staatenbund Serbien und Montenegro das Reformtempo. Der Mord an Ministerprä-sident Zoran Djindjic stärkte zwar den Kampf gegen die Kriminalität, doch das Reform-tempo lässt weiter zu wünschen übrig. Kroatien spielt dagegen in einer anderen Liga. Der Tourismus wird heuer wieder Vorkriegsniveau erreichen und die Wirtschaftsleistung ist vier bis fünf Mal so hoch wie in Bosnien und Mazedonien. Der EU-Beitritt wird für 2007 angestrebt. Massiv investiert wird auch in den Straßenbau. In Albanien dagegen braucht man von der Hauptstadt Tirana in das 220 km entfernte Gjirokaster im Süden mit dem Auto fünf Stunden. Industrieruinen aus der kommunistischen Zeit prägen das Bild. Das Außenhandelsdefizit ist enorm, denn Firmen wie die OMV, die hier nach Öl bohrt, sind ebenso rar wie massive ausländische Direktinvestitionen. Der Heterogenität all dieser Staaten will die EU durch spezielle Europäische Partnerschaftsprogramm Rech-nung tragen; sie sind für jedes Land maßgeschneidert und sollen zur Beitrittsreife führen. Verlangt werden im Gegenzug intensive regionale Zusammenarbeit, die beschleunigte Rückkehr von Flüchtlingen, die bedingungslose Kooperation mit dem Haager Tribunal sowie der entschlossene Kampf gegen die Organisierte Kriminalität.