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Berichte Nord-Mazedonien
In Mazedonien hat das Parlament jüngst das Herzstück des Friedensabkommens von Ohrid umgesetzt. Unter Vermittlung der EU beschlossen Mazedonier und Albaner ein Gesetzt über lokale Selbstver-waltung, das den Städten mehr Kompetenzen gibt. Doch nicht nur die Finanzierung dieser Dezentra-lisierung ist noch nicht völlig geklärt. Groß ist auch noch das Mißtrauen zwischen beiden Völkern und von einer Aufbruchstimmung kann in Mazedonien ebenfalls nicht die Rede sein.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz Mazedonien

Aufsager: 1‘07

Gesamtlänge: 1‘32

Das Dorf Neprosteno unmittelbar nach den Kämpfen im Sommer. Die Eigentümer dieser Fabrik stehen vor dem Nichts. Viele Dorfbewohner kehrten zum ersten Mal in ihre zerstörten Häuser zurück.

Doch ein Bleiben war nicht möglich.

Sechs Monate später das selbe triste Bild, nur Schnee und Rost haben den Anblick etwas ver-ändert. Arbeit gibt es im Dorf nicht. Der Wiederaufbau, finanziert von EU und mazedonischer Regierung, kommt nur langsam in Gang. Diese mazedonische Hauseigentümerin sagt:

„Wir hatten Kühe und ein Pferd, jetzt haben wir nichts; das Auto ist zerstört, gut ist nur, daß wir am Leben geblieben sind.“

Die wenigen mazedonischen Rückkehrer fürchten neue Kämpfe im Frühling und sehen keine Perspektive. Auch dies meisten Albaner des Dorfes denken so. Dieser Gastarbeiter sagt:

Trotz einiger Lichtblicke haben Neprosteno und Mazedonien noch einen weiten Weg vor sich.

Die EU versucht mit massivem Druck die Abspaltung Montenegros und das Unabhängigkeitsreferen-dum zu verhindern. Ob diese Strategie erfolgreich sein wird, ist zweifelhaft. Denn Montenrgos Präsi-dent Milo Djukanovic hat sich klar für Unabhängigkeit und Referendum ausgesprochen. Ohne zu-mindest die Abhaltung des Referendums dürfte Djukanovic somit kaum Chancen haben, die im Herbst fällige Präsidentenwahl zu gewinnen und weiter im Amt zu bleiben.

Slobodan Milosevic ist in Serbien kein politischer Faktor mehr. Trotzdem ist das Haager Tribunal mehrheitlich unpopulär; ihm wird die nötige Objektivität abgesprochen. Und viele Serben sehen nicht ein, warum Milosevic wegen des Kosovo vor Gericht steht, während die Staatenwelt etwa den russischen Militäreinsatz in Tschetschenien als Kampf gegen den Terrorismus billigt.

Slobodan Milosevic wird durch den Prozeß vor dem Haager Tribunal in Serbien zumindest vorerst nicht zum Märtyrer werden. Sollten sich jedoch die wirtschaftliche Lage mittelfristig nicht deutlich bessern ist auch ein neuer Kosovo-Mythos nicht ausgeschlossen. Denn die Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit findet in Serbien praktisch nicht statt und so könnte sich das Beharren des Westens auf der Auslieferung von Milosevic dereinst noch als zweischneidiges Schwert erweisen. Ein Prozeß gegen Milosevic in Belgrad unter Beteiligung des Haager Tribunals wäre daher sich besser gewesen.

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