Unklare Mehrheiten
In Montenegro hat die gestrige Parlamentswahl keine klaren Mehrheitsverhältnisse gebracht; die langjährige Regierungspartei DPS gewann zwar die relative Mandatsmehrheit, doch fehlt ihr selbst mit ihren traditionellen Koalitionspartnern um ein Mandat die absolute Mehrheit im Parlament. Unklar ist, ob die Opposition eine gemeinsame Linie für eine Regierung finden kann und wird. Wahlberechtigt waren 540.000 Bürger, die Stimmbeteiligung lag bei 76 Prozent.
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Montenegro
Aufsager: Christian Wehrschütz aus Podgorica
Gesamtlänge: 1’33
Endet nach 25 Jahren die Herrschaft der Regierungspartei DPS unter Staatspräsident Milo Djukanovic? Die Möglichkeit besteht, denn die Partei erreichte nur 30 Sitze; gemeinsam mit ihren traditionellen Partnern kommt sie auf 40 Mandate, ein Sitz zu wenig für die absolute Mehrheit. Aber auch die Anhänger der proserbischen Kräfte jubelten nur sporadisch in der Wahlnacht. Zwar wurde das serbische Bündnis mit 27 Sitzen zweitstärkste Kraft; doch für einen Machtwechsel muss es eine Koalition mit zwei Parteien bilden, die zusammen auf 14 Sitze kommen. Einer dieser möglichen Partner, die Partei URA, ist aber klar prowestlich orientiert und will nur eine Expertenregierung unterstützen. Noch liegt noch kein vorläufiges Endergebnis, und erst die kommenden Wochen werden zeigen, ob die DPS tatsächlich in Opposition gehen muss.