× Logo Mobil

Djukanovic proklamiert Unabhängigkeit Montenegros

Radio
FJ7
Berichte Montenegro
Europa dürfte gestern Zeuge der Geburt eines neuen Staates geworden sein. Eigentlich ist es eine Wiedergeburt nach 88 Jahren; denn bis zum Jahr 1918 war Montenegro ein selbständiger Staat ehe es Teil Jugoslawiens wurde. Nach dem blutigen Zerfall des alten Jugoslawien in den 90-iger Jahren verblieb Montenegro noch bei Serbien, mit dem es in den letzten drei Jahren einen Staatenbund bildete. Dieser dürfte nun aufgelöst werden; denn mit großer Wahrscheinlichkeit haben gestern die Befürworter der Unabhängigkeit das Referendum in Montenegro gewonnen. Darauf deuten seriöse Hochrechnungen hin. Ministerpräsident Milo Djukanovic hat jedenfalls in der Hauptstadt Podgorica bereits die Loslösung von Serbien verkündet. Aus Podgorica berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Knapp wie erwartet war der Ausgang des Unabhängigkeitsreferendums in Montenegro. Daher dauerte es bis in die frühen Morgenstunden ehe Ministerpräsident Milo Djukanovic seinen Anhängern verkündete:

„Heute ist durch den Beschluss der Bürger Montenegros der unabhängige und souveräne Staat Montenegro wieder erneuert worden.“

Djukanovic sagte, 99 Prozent der Stimmen seien nun ausgezählt. 55,5 Prozent hätten für die Loslösung von Serbien gestimmt; dieser Wert könne nicht mehr in Frage gestellt werden, betonte Djukanovic. Seine Angaben decken sich mit Hochrechnungen der Nicht-Regierungs-Organisation Cemi, die mit seriösen Belgrader Meinungsforschern zusammenarbeitet. Diese Daten kannten natürlich die Anhänger der Unabhängigkeit, deren Siegesfeiern nicht zu überhören waren ……

Trotz allen Jubels war den so genannten „Independisten“ die Erleichterung deutlich anzumerken. Denn mit 55,5 Prozent, wurde die 55-Prozent-Marke nur knapp überschritten; sie hat die EU für die Anerkennung der Loslösung von Serbien festgelegt. Dass diese Marke tatsächlich übersprungen wurde, muss nun die Referendumskommission bestätigen, die um 10 Uhr eine Pressekonferenz geben wird. Geleitet wird die Kommission im Auftrag der EU von einem slowakischen Diplomaten und steht daher außer Zweifel. Erst wenn sie den Sieg bestätigt, werden die pro-serbischen Kräfte und Serbien die Niederlage eingestehen. Doch auch ein derartiges Eingeständnis ändert nichts daran, dass Montenegro tief gespalten ist, was sein Verhältnis zu Serbien betrifft. Das zeigt etwa das Stimmverhalten in einzelnen Städten. So stimmten in der alten Hauptstadt Cetinje 86 Prozent für die Unabhängigkeit; in der serbisch dominierten Küstenstadt Herceg Novi waren es nur 39 Prozent. Ohne die Stimmen der Minderheiten, vor allem der Bosnjaken und Albaner, wäre der Sieg jedenfalls nicht zu erreichen gewesen. Mehr als 86 Prozent der 485.000 Stimmberechtigten nahmen am Referendum teil. Positiv ist jedenfalls, dass Milo Djukanovic und der Führer des pro-serbischen Blocks Predrag Bulatovic zu Besonnenheit und Ruhe aufriefen. Denn neben vielen anderen Problemen gilt es nun die innere Spaltung zu überwinden, damit dereinst nicht nur ein Block rufen wird…..

Es lebe Montenegro!.

Facebook Facebook