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Neue Hymne für den Staatenbund

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Berichte Montenegro
In Belgrad soll heute das Parlament des Staatenbundes Serbien-Montenegro eine neue Hymne beschließen. Die neue Hymne wird die Hymne „Auf ihr Slawen“ ablösen, die im kommunistischen Jugoslawien unter Tito und auch noch in der Ära von Slobodan Milosevic gespielt wurde. Vor 18 Monaten wurde bereits der Name Jugoslawien zu Grabe getragen und Serbien und Montenegro bildeten auf Druck der EU einen Staaten-bund, der bis heute weder über Hymne, Fahne noch Wappen verfügte. Angesichts der bevorstehenden Olympischen Spiele in Athen soll nun wenigsten eine neue Hymne heute in Belgrad beschlossen werden. Ob sie in Athen auch gespielt werden wird, hängt aber nicht nur vom Erfolg der Sportler aus Serbien und Montenegro ab, berichtet aus Belgrad unser Korrespondent Christian Wehrschütz

Die Hymne des Staatenbundes Serbien-Montenegro ist ein politischer Kompromiss, der jedenfalls musikalisch höchst fragwürdig ist. Da sich Serbien und Montenegro nicht auf eine neue Melodie und einen neuen Text einigen konnten, beschlossen die Politiker zwei Hymnen zu kombinieren. Die erste und dritte Strophe der neue Hymne des Staatenbundes sind in Melodie und Text die alte Hymne des serbischen Königreiches. Diese Hymne mit dem Titel „Boze Pravde“, frei übersetzt „O gerechter Gott“ klingt so:

Text und Melodie der zweiten und vierten Strophe der neuen Hymne des Staatenbundes entstammen dem Volkslied „O strahlende Maienmorgenröte“, das auch die Hymne Montenegros ist. Dieses Lied klingt so:

Da Melodie und Tempo der beiden Stücke höchst unterschiedlich sind, ist ein Komponist in Belgrad beauftragt worden, beide Lieder aufeinander abzustimmen. Ob er bis zu all-fälligen Siegen serbischer und montenegrinischer Sportler bei den olympischen Spielen sein Arbeit beenden kann, wird darüber entscheiden, ob in Griechenland bereits die neue oder noch ein Mal die jugoslawische Hymne gespielt wird. Unabhängig davon wird die neue Hymne kaum die Herzen der Bürger höher schlagen lassen. Auch beide Texte passen nicht zusammen, und in Serbien wird kritisiert, dass der Text der Königshymne viel zu sehr gekürzt wurde. Außerdem wurde die Version des Volksliedes von einem montenegrinischen Nationalisten geschrieben, der Ende 1945 in Judenburg in der Steier-mark von geflohenen serbischen Königstreuen ermordet wurde. Auch das trägt nicht zur Popularität der neuen Hymne in Serbien bei. In Montenegro sehen die Unabhängigkeits-befürworter die neue Hymne nur als Übergangslösung. Sie hoffen auf einen positiven Ausgang eines möglichen Referendums, mit dem sich Montenegro in zwei Jahren endgültig von Serbien lösen könnte. Art und Weise der neue Hymne sind somit ebenso wie der Staatenbund ein Kunstprodukt, dessen Lebensfähigkeit äußerst zweifelhaft ist.

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