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Montenegro wählt

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Berichte Montenegro
In der kleineren jugoslawischen Teilrepublik Montenegro wir am Sonntag ein neues Parlament gewählt. Um die Stimmen der knapp 450.000 Montenegriner bewerben sich 16 Parteien und Allianzen. Zentrales Wahlkampfthema war die Frage, ob Montenegro unabhängig werden oder gemeinsam mit Serbien eine erneuerte jugoslawische Föderation bilden soll. Diese Frage spaltet auch die Kirchen in Montenegro. Denn die serbische Orthodoxie ist für den gemeinsamen Staat, während die nicht anerkannte Montenegrinisch-Orthodoxe Kirche für die Unabhängigkeit eintritt. Aus Belgrad berichtet Christian Wehrschütz:

Jugoslawien oder Montenegro – diese Frage spaltet die Montenegriner, deren Parteien und auch deren Kirchen. Die serbische Orthodoxie in Montenegro unter Metropolit Amfilochie hat in ihren Stellungnahmen eindeutig zur Bewahrung des gemeinsamen Staates mit Serbien aufgerufen. Breiten Raum erhielt in der pro-serbischen Presse auch die Tatsache, daß Amfilochie nicht in der montene-rginischen Wählerliste aufscheint und daher auch nicht wahlberechtigt ist. Dies ist jedoch weniger auf Manipulationsabsicht, sondern auf den Umstand zurück-zuführen, daß Afilochie weder eine Eintragung beantragte, noch diesen Fehler reklamierte. Die Sozialistische Volkspartei ist die größte pro-serbische Partei; sie unterstützt die Orthodoxie auch Kampf mit der autokephalen Kirche um das Kircheneigentum. Präsident Milo Djukanovic hat im Kirchenkonflikt noch keine klare Stellung bezogen. Doch sein Eintreten für die Unabhängigkeit sowie eine begrenzte politische Unterstützung für die Autokephalie führt zwangsläufig zu einem Gegensatz zur serbischen Orthodoxie in Montenegro. Die kleine Liberale Union Montenegros, die nach der Wahl das Zünglein an der Waage bilden könnte zählt zu den kompromißlosesten Anhängern der Unabhängigkeit und zu den klarsten Gegnern der serbischen Kirche. Die Liberalen unterstützen die nicht anerkannte Montenegrinische Orthodoxe Kirche unter Metropolit Michajlo. Michajlo, der in den Augen der serbischen Orthodoxie ein Schisma-tiker und Sektenführer ist, kann sich derzeit nur auf sechs aktive Priester in ganz Montenegro stützen. Doch die Unabhängigkeit soll auch eine neue Ära für seine Kirche einläuten. 30 Kirchen hat die Autokephalie bisher von Gemeinden erhalten, die der serbischen Orthodoxie den Rücken gekehrt haben. Die Orthodoxie spricht von Kirchenraub und wirft Präsident Djukanovic vor, ihr Eigentum nicht zu schützen. Ob die Ge-meinde oder die Kirche Eigentümer des Gotteshauses ist, ist auch in Montenegro umstritten. Unbestritten ist nur, daß der Kirchenkonflikt den Konflikt um die Unabhängigkeit Montenegros überdauern wird.

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