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Berichte Montenegro
In Montenegro finden am Sonntag vorgezogene Parlamentswahlen statt. Die Wahlen wurden notwendig, weil die Drei-Parteien-Koalition von Präsident Milo Djukanovic an der Frage der künftigen Beziehungen zu Serbien zerbrochen ist. Djukanovic ist für die Unabhängigkeit Montenegros. Mit Serbien will er nur eine lose Union bilden. Die pro-serbischen Parteien in Montenegro lehnen die Unabhängigkeit am und wollen statt dessen den jugoslawischen Bundesstaat erneuern. Diese Frage war auch das beherrschende Thema im montenegrini-schen Wahlkampf. Um die Stimmen der knapp 450.000 Wähler bewerben sich 16 Parteien und Allianzen, doch nur fünf oder sechs haben eine Chance, ins Parlament in Podgorica auch tatsächlich einzuziehen.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz Podgorica

Aufsager: 2‘10

Gesamtlänge: 2‘30

Erneuertes Jugoslawien oder unabhängiges Montenegro – diese beiden Optionen waren das beherrschende Thema des Wahlkampfes. Die kleine Liberale Union, deren Anhänger die Symbole des einst unabhängigen Königreichs Montenegro tragen, ist die kompromißloseste Befürworterin der Unabhängigkeit. Auch eine lose Union mit Serbien lehnen die Liberalen ab. Ihnen könnte nach der Wahl die Schlüsselrolle bei der Regierungsbildung zukommen. Nach Meinungsumfragen kann die Allianz „Der Sieg ist Montenegros“ zwar mit bis zu 44 Prozent der Stimmen rechnen; für Präsident Milo Djukanovic, der dieses Zwei-Parteien-bündnis anführt, dürfte die absolute Mehrheit jedoch nicht erreichbar sein. Dju-kanovic ist für die Unabhängigkeit Montenegros; im Fall seines Sieges will er noch vor dem Sommer ein Unabhängigkeitsreferendum abhalten aber auch mit Serbien über eine lose Union verhandeln. Erste Gespräche mit dem jugoslawi-schen Präsidenten Vojislav Kostunica und mit Serbiens Ministerpräsident Zoran Djindjic blieben jedoch ergebnislos. Kostunica will Jugoslawien mit friedlichen Mitteln erhalten. Kostunica unterstützte im montenegrinischen Wahlkampf Pedrag Bulatovic, den Vorsitzenden der SNP, die gemeinsam mit der serbischen Allianz DOS die jugoslawische Bundesregierung bildet. In Montenegro ist Bula-tovic Spitzenkandidat der Drei-Parteienallianz „Gemeinsam für Jugoslawien“ . Dieses Bündnis will die Rolle Montenegros im gemeinsamen Staat stärken, ist jedoch gegen die Unabhängigkeit. Nach Umfragen kann Bulatovic mit bis zu 30 Prozent der Stimmen rechnen. Im montenegrinischen Parlament sind für Vertre-ter der albanischen Minderheit 5 der 77 Sitze reserviert. Die Parteien der Alba-ner sind von der Drei-Prozent-Hürde praktisch befreit. Auch sie sind für die Un-abhängigkeit und schmälern somit die Chancen des pro-jugoslawischen Blocks.

Wie bei den Lokalwahlen vor einem Jahr werden auch bei der Parlamentswahl am Sonntag ein unsichtbarer Spray und eine Lesegerät verwendet, um einen Wahlbetrug zu verhindern. Überwacht wird die Wahl von Beobachtern der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa.
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