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Kroatien-Urlaub: Zwischen Hoffen und Bangen

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Berichte Kroatien

„Kroatien, ihr sicheres Reiseziel“ – so wirbt derzeit bereits im Internet eines der liebsten Urlaubsländer der Österreicher um Gäste für Ostern und die kommende Sommersaison. In englischer Sprache lautet das Motto „ Safe stay in Croatia“; das ist die Aufschrift, die ein Aufkleber trägt, der in Hotels, Museen und allen wichtigen Urlaubszielen angebracht wird, die alle strengen hygienischen Maßnahmen befolgen; damit soll den erhofften Gästen vermittelt werden, dass sie auch in Zeiten der Corona-Pandemie sicher sind. Beworben wird das „nationale Sicherheitszeichen“ auf der Webseite (www.safestayincroatia.hr) auch mit einem Video und mit folgendem Text: „Bei der Reservierung und beim Betreten eines Gebäudes oder einer Tourismusstätte achten Sie darauf, ob Sie dort das sichtbar angebrachte Kennzeichen Safe stay in Croatia finden. Dann können Sie sicher sein, dass an dieser Stätte die vorgeschriebenen epidemiologischen Maßnahmen und die Empfehlungen für den Gesundheitsschutz umgesetzt werden.“

Zwar gab es in guten kroatischen Hotels im Vorjahr kaum nennenswerte Fälle von COVID-Infektionen, doch selbst ein Sicherheitsgefühl - so berechtigt es auch sein mag - wird nicht ausreichen, um dem Land an der Adria eine bessere Saison als im Vorjahr zu bescheren. Für diese Einschätzung spricht ein Vergleich der Ausgangslage zwischen dem Vorjahr und heuer. Im März 2020 stand die Pandemie in Europa am Beginn und die Corona-Zahlen waren in Kroatien äußerst gering; so gab es am ersten März 2020 nur 8 Infizierte und keinen einzigen Toten. Am ersten März 2021 gab es 91 Infizierte und 11 Tote, wobei man allerdings berücksichtigen muss, dass nunmehr jeder dritte Bürger getestet ist und die Zahlen wieder stark rückläufig sind. Doch abgesehen vielleicht von Italien, sind auch in den wichtigsten Märkten die Zahlen nun viel höher als im Vorjahr.

Anders ist auch das Buchungsverhalten als im Vorjahr, obwohl es viele Anfragen gibt. Derzeit bevölkern vor allem an Wochenenden kroatische Urlauber die Hotels; doch im Gegensatz etwa zu Österreich hat Kroatien keinen starken touristischen Heimmarkt, ist daher massiv auf Gäste aus dem Ausland angewiesen; ihre Zahl ist derzeit deutlich geringer als im Vorjahr. Nach Angaben des kroatischen Fremdenverkehrsverbandes und des Instituts für den Tourismus in Agram gab es noch am 1. März 2020, also in der Vorsaison um sechs Prozent mehr Nächtigungen als im Rekordjahr 2019; dagegen gab es heuer am ersten März um 50 Prozent weniger Nächtigungen als im Vorjahr; mit anderen Worten: potentielle Kroatien-Urlauber sind sehr zurückhaltend, ein Verhalten, das durchaus weniger mit Kroatien als mit den Reisebeschränkungen zu tun haben kann, die in den wichtigsten Märkten bei der Rückkehr in die Heimat herrschen. Auf den Punkt bringt es im Interview für die Kleine Zeitung der Direktor des Instituts für den Tourismus, Damir Kresic: "Es ist für uns nicht nur wichtig, wie die Lage der Epidemie in Kroatien ist, sondern für uns kann es viel wichtiger sein, wie die Lage in unseren wichtigsten Märkten ist. Das betrifft Deutschland, Slowenien, Italien, Österreich, der Slowakei und der Tschechischen Republik. Wir können die besten epidemiologischen Voraussetzungen in Kroatien und keinen einzigen Corona-Infizierten haben, doch wenn etwa in Deutschland die Lage nicht gut ist, wird es keinen Touristen aus diesem Land geben."

Keine besonders große Hoffnung hat Kresic, dass bis zum Beginn der Hochsaison Ende Juni die Zahl der Impfungen in den wichtigsten Märkten ein hohes Niveau erreichen wird. Gering ist die Durchimpfungsrate auch in Kroatien selbst. Mit erstem März waren 213.068 Personen geimpft, in Österreich waren es 670.208. Gemessen an 100 Einwohnern lag die Zahl in Kroatien bei 5,19, in Österreich bei 7,44 Prozent. Daher sieht Kresic – abgesehen von technischen Herausforderungen – auch in einem Corona-Impfpass keine wirklich Lösung, weil damit jene potentiellen Touristen diskriminiert würden, die aus Mangel an Impfstoff in ihren Ländern nicht geimpft werden könnten. Aus diesem Grund wird in Kroatien überlegt, so rasch wie möglich auf den russischen Impfstoff SputnikV zurückzugreifen; ein Angebot aus Moskau liegt vor. Der kroatische Gesundheitsminister Vili Beros sagte nach einem Gespräch mit dem russischen Botschafter in Agram, Kroatien überlege, SputnikV zuzulassen, noch ehe die EU-Agentur für Medikamente (EMA) die Registrierung vorgenommen habe. Er, Beros, habe daher den Botschafter ersucht, so rasch wie möglich die entsprechenden Dokumente an Kroatien zu übermitteln.

Doch abgesehen davon hat Kroatien auch einige wichtige Lehren aus der Saison des Vorjahres umzusetzen. Dazu zählt die Frage, wie mit Bars und Nachtklubs umgegangen wird, die im Vorjahr ein wesentlicher Infektionsherd waren. Ab dem 20. August wurde das Land daher auch von Österreich auf eine rote Liste gesetzt, und die Saison brach de facto zusammen; das hatte auch massive finanzielle Folgen. Nach Angaben der kroatischen Nationalbank lagen die Deviseneinnahmen im dritten Quartal des Vorjahres um 45 Prozent unter dem Wert des Jahres 2019. Ein weiterer wichtiger Punkt sind die PCR-Tests, die möglicherweise auch heuer für eine Rückreise in die Heimat ohne Quarantäne erforderlich sein können. Viele Hotels boten diese Tests ihren Gästen gratis an; doch es müsse mehr Möglichkeiten zum Testen geben und auch die Preise pro Test müssten sinken, weil viele Gäste eben Privatunterkünfte oder Campingplätze nützen, betonen Vertreter der kroatischen Tourismuswirtschaft.

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