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Versöhnlich Töne bei Siegesfeier

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Berichte Kroatien

Vor 25 Jahren endete mit dem Sieg der kroatischen Armee über serbische Aufständische der Traum Belgrads von einem großserbischen Staat. So sehr Serbien die Hauptschuld am blutigen Zerfall Jugoslawiens trägt, so klar ist, dass auch bei der Befreiung Kroatiens Kriegsverbrechen begangen wurden. Dazu zählen Flucht und Vertreibung von 200.000 Serben; knapp die Hälfte kehrte bisher zurück. Bei der gestrigen Siegesfeier schlug die kroatische Führung aber auch sehr versöhnliche Töne gegenüber der serbischen Minderheit an. Zur Erblast zählen unter anderem das Schicksal von fast 2000 Vermissten sowie Fragen von Entschädigungen, die Kroatien und Serbien betreffen:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien

Insert1: Zelko Djepina, serbischer stellvertretender Bürgermeister von Knin

Gesamtlänge: 1’30

Der Ehrensalut auf der Burgruine von Knin und das Hissen der kroatischen Fahne zählen zu den fixen Bestandteilen der jährlichen Feiern zur Befreiung Kroatiens. Neu und versöhnlich waren aber die Töne, die beim Festakt im Stadtzentrum angeschlagen wurden. So bedauerte Ministerpräsident Andrej Plenkovic auch die Opfer unter der serbischen Zivilbevölkerung und sagte, Kroatien wolle eine neue Botschaft an die Minderheit aussenden. In Knin bestand die Bevölkerung vor dem Krieg zu 90 Prozent aus Serben; jetzt sind es noch 23 Prozent. Bereits vor 20 Jahren zurückgekehrt ist der serbische Vizebürgermeister von Knin:

"Es gibt wieder Ehen zwischen Serben und Kroaten und zwar nicht wenige. Wenn wir den Schutzheiligen unserer Familie feiern, besteht die Mehrheit der Gäste aus Kroaten. Natürlich gibt es wenige Extremisten, doch die ignoriert man. Die multiethnischen Beziehungen sind so, dass wir alle glücklich sein müssen."

Schlechter ist die Lage in Vukovar; dort zerstörten Demonstranten vor sieben Jahren Aufschriften in serbischer Schrift; bis heute fehlen sie, obwohl ein Drittel der Bewohner Serben sind. Keine versöhnlichen Worte fanden auch serbische Spitzenpolitiker. Gedacht wurde wieder einmal nur der eigenen Vertriebenen und Toten; ein Eingeständnis der eigenen Mitschuld fehlte völlig.

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