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Kroatien zwischen Tourismus und Wahltaktik

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Berichte Kroatien

Kroatien zählt zu den liebsten Urlaubsländern der Österreicher, die auch zu den wichtigsten Gästen des Landes an der Adriaküste zählen. Fast 20 Prozent der kroatischen Wirtschaftsleistung entfielen im Vorjahr auf den Fremdenverkehr; daher kämpfte die Regierung in Agram auch massiv gegen die Corona-Krise; die Zahlen der Infizierten sank massiv, die Grenzen wurden für Touristen geöffnet, die Quarantänemaßnahmen praktisch aufgehoben. Doch nun steigt die Zahl der Erkrankten wieder, wobei die meisten Fälle in der Hauptstadt registriert und auch von Kroaten aus dem Nachbarland Bosnien und Herzegowina ausgelöst wurden. Trotzdem ist die Grenze zu Bosnien wieder offen, während Österreich die höchste Reisewarnstufe für dieses Balkan-Land ausgesprochen hat. Die steigenden Zahlen verunsichern natürlich auch potentielle Touristen, die an einen Urlaub in Kroatien denken:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien

Insert1: Renate Troppmair, langjährige Kroatien-Urlauberin

Insert2: Martina Riedl, Hoteldirektorin in Opatija

Insert3: Tonci Glavina, Staatssekretär im Ministerium für Tourismus

Insert4: Tonci Glavina, Staatssekretär im Ministerium für Tourismus

Gesamtlänge: 3’00

Die „Canta libre“ auf frischer Fahrt vor der Küste von Umag ganz im Norden der Halbinsel Istrien. Das Ehepaar Troppmair verbringt seit vielen Jahren drei bis vier Monate im Sommer in Kroatien. Heuer kamen die beiden Mitte Mai nach Umag; die Grenze konnte problemlos passiert werden, weil die beiden ein Boot in der Marina liegen haben. Doch die Lage in diesem Corona-Jahr unterscheidet sich drastisch von den Jahren davor:

"Es ist komplett anders; das sind da die Bojen, das war hier voll. Früher sind um sechs oder sieben Uhr in der Früh hier 20 Boote gestanden, jetzt sind es vielleicht drei am Tag. Es kommt niemand."

Nicht nur die geringe Zahl an anwesenden Seglern bestätigt diesen Eindruck; auch in Opatija sind nur wenige Touristen zu sehen. Nicht alle Hotels sind in Betrieb, ihre die Auslastung ist unterschiedlich. Bei etwa 60 Prozent liegt sie in diesem Haus, das einem Salzburger Hotelier gehört. Aus Sicherheitsgründen soll das Haus nicht mehr als zu 80 Prozent belegt werden; die Verunsicherung möglicher Gäste sei wegen steigender Corona-Zahlen weiter groß:

"Man muss auch unterscheiden, wo treten diese Fälle auf. Wir sind hier in der Region Kvarner und Istrien; bei uns gibt es kaum Fälle, es ist alles in der Gegend Slawonien und Zagreb hinunter; es ist bei uns in der Region eigentlich alles sehr gut, es gibt kaum Fälle."

Kroatiens großer Vorteil liegt darin, dass die Fremdenverkehrsorte bis nach Zadar gut mit dem Auto zu erreichen sind. Landesweit liegen die Zahlen bei derzeit bei knapp 30 Prozent des Vorjahres; Corona-Infizierungen bei Touristen, seien bisher extrem selten:

"Zwar ist die Zahl der Infizierten gestiegen, doch das waren Kroaten, die vor allem in Bosnien und Herzegowina waren. Doch bei Touristen hatten wir nur Einzelfälle, und das bei etwa 300.000 Touristen, die derzeit täglich in Kroatien sind. Die Touristen verhalten sich sehr verantwortungsbewusst."

Ob das auch für die kroatische Führung gilt, ist nicht so sicher. Am selben Tag als Kroatien seine Grenzen für Bosnien und Herzegowina öffnete sprach Österreich die höchste Reisewarnstufe für diese Balkan-Land aus. Die Regierungspartei HDZ unter Ministerpräsident Andrej Plenkovic braucht die Stimmen der bosnischen Kroaten, um bei der Parlamentswahl am Sonntag bestehen zu können:

"Die Grenzöffnung hängt nicht mit den Wahlen zusammen; Bosnien und Herzegowina ist unser Nachbar, mit dem wir starke wirtschaftliche und familiäre Bindungen haben. Daher behandeln wir Bosnien und Herzegowina anders als etwa Österreich."

Wie dem auch sei; Touristen reagieren äußerst sensibel auf steigende Corona-Zahlen; Kroatien sollte daher nicht mit dem Feuer spielen, um Rückschläge bei dem so wichtigen Fremdenverkehr zu vermeiden.

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