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Kurzkommentar zur Präsidentenwahl

Zeitung
Kleine Zeitung
Berichte Kroatien

Der Sieg von Zoran Milanovic bei der gestrigen Präsidentenwahl in Kroatien ist vor allem in seinem klaren Ausmaß überraschend. Milanovic siegte mit einem Vorsprung von insgesamt 106.000 Stimmen. Bei den Auslandskroaten gewann jedoch Amtsinhaberin Kolinda Grabar-Kitarovic klar; auf sie entfielen 44.000 Stimmen, Milanovic wählten nur 6.000 Personen. Somit ist der Vorsprung von Milanovic in Kroaten noch größer und beträgt tatsächlich 140.000 Stimmen. Der rhetorisch bessere Kandidat mit der schlechteren Parteiorganisation siegte über die schwächere Kandidatin mit der besseren Partei im Hintergrund. Dass der Regierungspartei HDZ die Mobilisierung ihrer Wähler in Kroatien nicht gelang, zeigen die fast 90.000 ungültigen Stimmen (mehr als vier Prozent). Sie dürften vor allem von Kroaten abgegeben worden sein, die im ersten Durchgang für den Sänger Miroslav Skoro gestimmt haben, der mit ultranationalistischen Parolen warb, und knapp hinter Grabar-Kitarovic den dritten Platz belegte.

Somit kommt die Niederlage von Kolinda Grabar-Kitarovic nicht unerwartet. Sie ist vor allem auf die Flügelkämpfe in der Regierungspartei HDZ zurückzuführen; viele nationalistische Wähler sind mit der Politik der Mitte unzufrieden und blieben zu Hause. Andererseits kann der Sieg von Milanovic der Demokratie in Kroatien nur gut tun, weil die HDZ auch für Korruptionsaffären abgestraft wurde, die ihre Regierung unter Ministerpräsident Andrej Plenkovic belastet haben. Plenkovic ist innerparteilich nun zweifellos angeschlagen; wie sich das auf sein Amt als HDZ-Vorsitzender und auf die Zusammenarbeit mit Präsident Zoran Milanovic auswirken wird, werden die kommenden Monate zeigen.

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