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Kroatien vor der Übernahme der EU-Präsidentschaft

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Berichte Kroatien

Am ersten Jänner übernimmt Kroatien für sechs Monate den Vorsitz in der EU. Zu den Schwerpunkten dieser Präsidentschaft soll unter anderem die gleichmäßige regionale Entwicklung in der EU zählen; daran ist auch Kroatien selbst interessiert, denn seine Region Slawonien zählt zu den am wenigsten entwickelten Regionen in der EU insgesamt. Enorm ist auch die Auswanderung vor allem in andere Länder der EU; die Schätzungen reichen bis zu 300.000 Personen; andererseits haben viele kroatische Mittelbetriebe die Chance des gemeinsamen EU-Marktes nutzen können; außerdem wirkte sich der Druck aus Brüssel positiv auf die Staatsfinanzen aus. Kroatien ist mit seinem Beitritt im Jahre 2013 das jüngste EU-Mitglied und das bisher letzte Balkan-Land, das in die EU aufgenommen worden ist:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien

Insert1: Stjepan Safran, Unternehmer in Kroatien

Insert2: Martin Karner, Technischer Geschäftsführer Weitzer Parkett

Insert3: Damir Novotny, Wirtschaftsexperte in Kroatien

Gesamtlänge: 2’31

Die Firma Metall –Product liegt 50 Kilometer nördlich von Agram. Erzeugt werden hier vor allem Komponenten für die Elektroindustrie. Begonnen hat der Unternehmer Stiepan Safran noch in kommunistischer Zeit mit einer Werkstatt von fünf Mitarbeitern. Nun zählt die Firma 240 Mitarbeiter; produziert wird vor allem für Firmen aus Deutschland, Italien und Österreich. Vor dem EU-Beitritt lag der Exportanteil bei nur zehn Prozent:

"Nach dem Beitritt führte unsere Zusammenarbeit mit unseren strategischen Partnern dazu, dass wir 2016 und 2017 binnen Jahresfrist 170 neue Arbeitsplätze schufen; den Export haben wir versiebenfacht, den Umsatz mehr als vervierfacht, und sehr viel Geld investiert. Nun liegt unser Exportanteil bei 80 Prozent."

Die Schweißer stammen aus Bosnien, ein Hinweis darauf, dass auch diese Firma die Abwanderung von Fachkräften spürt, die der EU-Beitritt drastisch verstärkt hat.

Die EU-Mitgliedschaft hat auch zu neuen ausländischen Investitionen geführt wie diese Firma aus der Steiermark zeigt; sie nutzt den Holzreichtum für ihre Werke, die Parkettböden erzeugen. Die lokale Produktion soll 2020 starten; 10 Millionen Euro werden investiert. Trotz höherer Löhne und besserer Sozialleistungen sind Mitarbeiter nicht leicht zu bekommen:

"Die Rekrutierung der Mitarbeiter ist schwierig. Das ist nicht nur durch die Personenfreizügigkeit, das ist auch landesintern durch den Saisonbetrieb im Sommer an der Küste, und setzt ergänzende Maßnahmen für das Recruting voraus."

Kroatien hat bisher Mittel aus EU-Fonds nur mäßig nutzen können. Obwohl die Nutzung besser wird, liegt Kroatien dabei am unteren Ende der EU; das gilt auch für den gesamten Entwicklungsgrad. Sicher ist aber, dass die EU Kroatien positiv verändert hat:

"Der positivste Effekt liegt im Druck auf den Staatsapparat und die Regierungspolitik. Dazu zählen die Konsolidierung der Staatsfinanzen und der Rückgang der öffentlichen Verschuldung; außerdem verringert sich der Einfluss auf die Wirtschaft, was auch sehr wichtig ist."

Der enorme staatliche Sektor zählt weiter zu den Hemmschuhen für eine rasche Entwicklung. Auf dem Weg zu seiner Modernisierung hat Kroatien noch viele schwierige Reformen zu bewältigen.

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