× Logo Mobil

Fachkräftemangel in Österreich und Kroatien

Fernsehen
Steiermark Heute
Berichte Kroatien

Kroatien ist für Betriebe aus der Steiermark ein interessanter Markt; dazu zählen die räumliche Nähe, die Tatsache der EU-Mitgliedschaft sowie gut ausgebildete Fachkräfte. Doch des einen Freud, ist des anderen Leid. So werben etwa auch Software-Firmen aus der Steiermark um IT-Spezialisten aus Kroatien, während auch Investoren aus der Steiermark immer größere Probleme haben, gute Facharbeiter zu finden. Denn seit dem EU-Beitritt vor sechs Jahren hat die Arbeitsmigration aus Kroatien massiv zugenommen hat. Düster ist auch die Bevölkerungsprognose der UNO für Kroatien. Bis zum Jahre 2050, als binnen 30 Jahren könnte die kroatische Bevölkerung um 20 Prozent schrumpfen, das Land hätte dann statt derzeit etwa vier Millionen Einwohnern nur mehr etwas mehr als drei Millionen. Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat steirische Firmen in Kroatien besucht, und den folgenden Beitrag über ihre Ziele und Herausforderungen gestaltet:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien

Kamera: Andrej Suvacarov

Schnitt: Mica Vasiljevic

Insert1: Josef Stoppacher, Weitzer Parkett

Insert2: Martin Karner, Weitzer Parkett

Insert3: David Hitthaler, Firma Bearingpoint in Graz

Insert4: David Hitthaler, Firma Bearingpoint in Graz

 

Gesamtlänge: 3’13

Dieser holzverarbeitende Betrieb in Turopolje bei Agram ist der vierte Standort des in Österreich führenden Parkettherstellers aus der Steiermark. Zwei Werke in Weiz und Güssing produzieren vor allem für den österreichischen Markt; hinzu kommt ein Sägewerk in Ungarn. Das Werk in Turopolje wurde gekauft, weil der Grundstoff Eiche verarbeitet wird, den die kroatischen Bundesforste zuliefern. Das Werk dient nur als Ergänzung zum Standort Weiz, in den acht Millionen Euro investiert wurden. Von Kroatien aus sollen vor allem ausländische Großkunden beliefert werden.

"Gerade in Deutschland, Frankreich aber auch in anderen Märkten, wo sehr viele Objekte gebaut werden, das soll von diesem Werk aus bedient werden. Das ist ganz klar, nicht Endkunde, sondern Großkunde, Großfläche, dass dazu hier das Produkt erzeugt wird."

Im Bau ist gerade eine Anlage zur Herstellung von Parkettböden; zehn Millionen Euro werden investiert, Ein Arbeiter verdient hier weniger als 1000 Euro brutto im Monat; die erforderlichen 200 Mitarbeiter sind nicht leicht zu finden:

„Ganz wichtig ist, eine neue Kultur am Standort einzuführen, dass auch die Infrastruktur mitgezogen wird, die Sozialräume, es geht um Arbeitskleidung also viele Kleinigkeiten, dass die Leute auch motiviert sind, hier in der Region einen Job zu suchen."

Seit dem EU-Beitritt vor sechs Jahren hat die Arbeitsmigration aus Kroatien stark zugenommen. Darunter leidet vor allem das Hinterland; die Bevölkerung schrumpft, die Schülerzahlen sinken spürbar, denn es gibt auch eine Binnenmigration an die Küste und in die Hauptstadt Agram.

Zum Jahreswechsel fallen auch auf dem österreichischen Arbeitsmarkt alle Beschränkungen für Bürger des EU-Mitglieds Kroatien. Im Hinblick darauf warben in Agram sechs österreichische Firmen bei einem „Österreich-Tag“ um kroatische IT-Fachleute. 20 offene Stellen hat diese Firma aus Graz, die Software für große Firmen, etwa für Mobilfunkanbieter, entwickelt:

"In Österreich haben wir pro Einwohner etwa 1,5 Sim-Karten; sie können sich vorstellen, wenn jetzt jedes Monat 12 Millionen Rechnungen erstellt werden müssten, das wäre ein Bisschen ein Aufwand, das automatisieren wir."

Die Firma aus Graz setzt schon lange auf Spezialisten aus dem ehemaligen Jugoslawien:

"In der Steiermark ist es nicht so, dass wir genug finden würden, deswegen suchen wir auch in den umliegenden Staaten; so haben wir auch viele aus Slowenien, die bei uns angestellt sind und auch tagtäglich von Slowenien nach Graz fahren; wir sind auch in der Nähe der Autobahn, somit ist es perfekt gelegen."

Bei der Suche nach IT-Spezialisten steht Österreich im harten Wettbewerb mit anderen EU-Staaten, in denen ebenfalls große Nachfrage herrscht. Die negativen Folgen haben Kroatien und ausländische Investoren zu tragen, für die es immer schwieriger wird, gute Fachkräfte in Kroatien zu finden und zu halten.

Facebook Facebook