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Porträt Aussenministerin Vesna Pusic

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Kleine Zeitung
Berichte Kroatien
"Die Politik bedeutet ein starkes langsames Bohren von harten Brettern mit Leidenschaft und Augenmaß zugleich." Diese Feststellung des deutschen Soziologen Max Weber beschreibt das Wesen der kroatischen Soziologin Vesna Pusic, die seit dem Machtwechsel im Dezember nun das Amt der kroatischen Außenministerin bekleidet. Ausdauer, Hartnäckigkeit und Leidenschaft zählt die am 25. März 1953 in Zagreb geborene Politikerin zu ihren wichtigsten Charaktereigenschaften. Ausdauer und Wissensdurst hat Pusic in ihrem politischen Leben bisher auch bewiesen.

1990, in der Zeit der Unabhängigkeitswerdung Kroatiens, zählte sie zu den Gründungsmitgliedern der liberalen Kroatischen Volkspartei (HNS). Seit dem Jahre 2000 war sie Abgeordnete im Parlament. In den vergangenen vier Jahren leitete Pusic den Ausschuss für europäische Integration. Dabei arbeitete die 58-jährige intensiv mit der konservativen Regierung am strategischen Ziel des EU-Beitritts. Von dessen Erfüllung trennt sie „nur“ noch der positive Ausgang der Volksabstimmung, die am Sonntag stattfindet. Die EU-Mitgliedschaft bewertet die Außenministerin als historisches Ereignis für Kroatien: „Für mich bedeutet das die Erfüllung der Verpflichtung meiner Generation gegenüber unserem Land. Das ist das, was wir unseren Nachfahren hinterlassen können, eine – soweit das in der Politik möglich ist - Dauerhaftigkeit politischer Institutionen, die Kroatien in den vergangenen 150 Jahren niemals gehabt hat.“

Zur ihren Vorbildern zählt die eher zierlich wirkende Frau den früheren deutschen Außenminister Hans-Dietrich Genscher und mit gewissen Einschränkungen auch US-Außenministerin Hillary Clinton. „Mir imponiert an Politikern die Fähigkeit, Dinge in der Praxis zu ändern, ohne die eigenen Ideale über Bord zu werfen“, sagt Pusic. Zur ihren Zielen als Außenministerin zählt Pusic, Kroatien in ein Land zu verwandeln, von dem ein neues politisches Bewusstsein für die Region ausgeht. Die Staaten Südosteuropas müssten die Verantwortung für die eigene Region übernehmen und zu aller erst versuchen, ihre Probleme selbst zu lösen. Dazu zählen auch viele offene bilaterale Fragen mit Serbien; trotzdem ist Pusic in gewisser Hinsicht optimistisch, sei es doch auch gelungen, den Grenzstreit mit Slowenien durch ein internationales Schiedsgericht beizulegen.

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