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Papst beginnt Besuch

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Berichte Kroatien
Papst Benedikt der XVI kommt heute nach Kroatien. Es ist dies der vierte Besuch eines Papstes in Kroatien binnen 20 Jahren; so war Benedikts Vorgänger, Papst Johannes Paul II. selbst drei Mal in Kroatien. Der Besuch selbst fällt in eine für Kroatien schwierige und entscheidende Zeit. Durch die Wirtschaftskrise liegt die Arbeitslosigkeit bei fast 20 Prozent, andererseits steht das Land knapp vor dem Abschluss der Beitrittsverhandlungen mit der EU. Offizieller Anlass für den Papstbesuch ist der Tag der katholischen Familien in Kroatien, an dem Benedikt der XVI teilnehmen wird. Die katholische Kirche in Kroatien erhofft sich jedenfalls einen Massenansturm, und eine erste Grußbotschaft hat Benedikt XVI bereits von Rom aus an die Kroaten gerichtet. Eintreffen wird der Papst heute um 11 Uhr am Flughafen von Agram. Nach einer ersten Rede stehen dann Treffen mit Staatspräsident Ivo Josipovic in dessen Residenz und mit Ministerpräsidentin Jadranka Kosor in der Apostolischen Nuntiatur auf dem Programm.

Am späten Nachmittag werden 700 geladene Gäste im Nationaltheater die Ehre haben, mit dem Papst zusammenzutreffen, am Abend ist dann ein Gespräch mit Jugendlichen am Pan-Jelasic-Platz im Stadtzentrum geplant. Vor allem die Auswahl der Gäste für das Nationaltheater durch die Bischofskonferenz sorgte in Kroatien für Aufregung. So wurde der frühere Staatspräsident Stipe Mesic nicht geladen, obwohl er es war, der in seiner letzten Amtszeit die Einladung ausgesprochen hat. Doch Mesic ist ein klarer Kritiker der Politik der Katholischen Kirche in Kroatien, was etwa Defizite bei der Ökumene oder die künstliche Befruchtung betrifft. Andererseits wurde als einziger Bekannter Popsänger Marko Perkovic, genannt Thompson, eingeladen. Vielen Kroaten gilt er als Ultranationalist wenn nicht gar als Sympathisant des faschistischen Ustasa-Regimes aus dem Zweiten Weltkrieg. Thompson hat das Geld für den Bau einer Kirche gespendet, wobei böse Zungen behaupten, dass er sich dadurch auch die Annullierung seiner ersten Ehe erkauft hat.

Abgesehen von diesen politischen Misstönen hat der Papstbesuch eine zweifache politische Dimension. Die konservative Regierung ist äußerst unpopulär und Ministerpräsidentin Jadranka Kosor muss vor allem das Vertrauen ihrer Stammwähler zurückgewinnen, um bei den Parlamentswahlen noch eine Chance zu haben, die spätestens im März stattfinden müssen. Zweitens könnte der Papst durch eine positive Bewertung des bevorstehenden EU-Beitritts mäßigend auf die kroatische katholische Kirche wirken, in der die EU-Sepsis sehr stark ist; das hat auch mit den jüngsten Urteilen des Haager Tribunals zu tun, durch die zwei hochrangige ehemalige Generäle zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Für das bevorstehende Beitrittsreferendum ist eine neutrale Kirche jedenfalls durchaus wichtig. Gelegenheit für eine europapolitische Botschaft biete nicht zuletzt der eigentliche Höhepunkt des Papstbesuches, der Gottesdienst am Sonntag auf der Pferderennbahn in Agram.

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