× Logo Mobil

Spekulationen zu Ivo Sanader

Zeitung
Kleine Zeitung
Berichte Kroatien
Selten hat eine politische Karriere so rasch ein unrühmliches Ende gefunden wie im Fall des kroatischen Ministerpräsidenten Ivo Sanader. Von seinem Rücktritt als Regierungschef und Parteichef der konservativen HDZ bis hin zu seinem Ausschluss aus der HDZ am Montag Abend vergingen gerade sechs Monate. Auslöser für den Ausschluss war Sanaders Versuch, sein Mandat im Parlament in Agram wieder anzunehmen, dadurch in die Politik zurückzukehren, und auch die Macht in seiner Partei wieder zu übernehmen.

Diesen tiefen Sturz vom HDZ-Ehrenvorsitzenden zum politischen Paria führen politische Insider in Kroatien auf einen massiven Realitätsverlust des ehemaligen Politstars zurück. So ist Sanader nach seriösen Umfragen nun der unpopulärste Politiker in Kroatien und auch in der konservativen Wählerschaf, die das Rückgrat der HDZ bildet. Hauptursache dafür ist Sanaders nach wie vor ungeklärter Rücktritt, der ihm in Zeiten der tiefen Krise als Fahnenflucht ausgelegt wurde. Hinzu kommen zahlreiche Affären, die Sanader immer mehr ins Zwielicht rücken. Von Sanader selbst dementierte Provisionszahlungen der Hypo-Alpe-Adria-Bank sind dabei nur die geringsten Vorwürfe. Gerüchte sprechen von korrupten Praktiken beim Straßenbau, beim Teilverkauf des Erdölkonzerns INA, bei Kreditvergaben der kroatischen Postbank und auch von einem Stipendium, das Sanaders Tochter unter fragwürdiger Optik für einen Studienaufenthalt in den USA erhalten haben soll. Politische Insider rechnen daher schon relativ bald mit offiziellen Untersuchungen gegen Sanader, für den natürlich die Unschuldsvermutung gilt.

Sanaders gescheiterter Putschversuch in der HDZ wird jedenfalls auch dahingehend interpretiert, dass Sanader dadurch Ermittlungen habe behindern wollen. Für diese These fehlen ebenfalls Beweise und Sanader schweigt. Sicher ist, dass seine Nachfolgerin Jadranka Kosor durch den Ausschluss weiter an Autorität in Partei und Regierung gewonnen hat. Sie kann nun zeigen, dass es ihr mit dem Kampf gegen Korruption wirklich ernst ist. Stabilisiert hat sich durch den Ausschluss auch die Regierung; sie wäre wohl zerfallen, hätte Sanader Erfolg gehabt. Politische Stabilität ist für Kroatien gerade im entscheidenden Jahr der EU-Beitrittsverhandlungen besonders wichtig.

Facebook Facebook