× Logo Mobil

Beitritt geschafft - Beteiligung gering

Radio
FJ7
Berichte Kroatien
Kroatien wird das 28. Mitglied der Europäischen Union. Bei der Volksabstimmung stimmten sogar zwei Drittel der Teilnehmer am Referendum für den Beitritt zur EU. Dafür waren 1,3 Millionen Kroaten, dagegen stimmten knapp 1,3 Millionen. Niedrig war jedoch die Teilnahme an der Abstimmung. Sie lag unter 50 Prozent. Für den Beitritt zur EU waren in Kroatien unisono Regierung und Opposition, während die Gegner keine gemeinsame Plattform bilden konnten. Der EU-Beitritt soll nun am 1. Juli 2013 erfolgen: Aus Zagreb berichtet über die Volksabstimmung unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

In Kroatien stimmten 66,3 Prozent für und 33 Prozent gegen den EU-Beitritt; weniger als ein Prozent der Stimmen waren ungültig. Deutliche Unterschiede gab es zwischen den Regionen. So erreichte die Zustimmung in einer Gespannschaft im Norden an der Grenze zu Slowenien sogar 75 Prozent. Am geringsten war sie in der Region von Dalmatien mit knapp unter 60 Prozent. In dieser Gespannschaft liegt die Stadt Dubrovink, die mit oder ohne EU eine hervorragende Tourismusdestination ist. Das könnte mit ein Grund für die niedrigere Zustimmung sein. Einziger Wermutstropfen des Ergebnisses ist die Beteiligung. Sie lag in Kroatien selbst nur bei knapp 44 Prozent; hier waren mehr als vier Millionen Bürger stimmberechtigt. Minimal war die Beteiligung der 400.000 stimmberechtigten Kroaten im Ausland, sie erreichte gerade drei Prozent, wobei sie im Nachbarland Bosnien und Herzegowina wohl am höchsten war. Doch Mehrheit ist Mehrheit und Staatspräsident Ivo Josipovic würdigte das Ergebnis als großen Tag für Kroatien und sagte:

„Kroatien hat Europa gewählt. Ich bin sicher, dass das Kroatien schaffen kann; und der heutige Beschluss hat Kroatien endgültig definiert als europäisches Land und als Land der europäischen Zukunft:“

Ministerpräsident Zoran Milanovic sprach von einer historischen Entscheidung. Die niedrige Beteiligung kommentierte Milanovic so:

"Die Menschen sind offensichtlich enttäuscht - das ist eine Botschaft, die der Situation des Landes geschuldet ist, und eine Botschaft an meine Regierung"

Diese Enttäuschung hat mit der tiefen Krise zu tun, die Milanovic und sein Kabinett von der im Dezember abgewählten konservativen Regierung geerbt haben. Außerdem ist die EU seit Jahren in der Krise, und die Kroaten wissen natürlich, wie es etwa um die Nachbarländer Slowenien und Ungarn steht. Der insgesamt gedrückten Stimmung entsprach auch der Umstand, dass es in ganz Agram keinerlei Freudenkundgebungen gab. Unter diesem Aspekt ist die erreichte Zustimmung durchaus positiv zu werten und wohl auf das Fehlen einer vernünftigen Alternative für Kroatien zurückzuführen. Der Beitritt soll am 1. Juli nächsten Jahres erfolgen. Bis dahin haben alle 27 EU-Staaten den Beitrittsvertrag zu ratifizieren. Die EU zeigte sich natürlich mit dem Ergebnis des Referendums zu frieden. Die EU-Kommission gratulierte dem kroatischen Volk, denn die EU-Mitgliedschaft werde die Stabilität und den Wohlstand ihres Staates sichern.

Facebook Facebook