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Serbiens Präsident Boris Tadic auf Besuch in Kroatien

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Berichte Kroatien
15 Jahre nach Kriegsende haben Kroatien und Serbien einen weiteren wichtigen Schritt zur Aussöhnung und zur Normalisierung ihrer Beziehungen. Anlass dazu ist der Besuch des serbischen Präsidenten Boris Tadic in Zagreb. Dabei vereinbarten Tadic und die kroatische Führung eine grundsätzliche Lösung der Frage der Flüchtlinge und Vertrieben. Außerdem soll die Lage der Minderheit im jeweiligen Land etwa im Schulwesen verbessert werden. Heute werden Tadic und der kroatische Präsident auch eine Familie von serbischen Rückkehrern in einem kroatischen Dorf besuchen. Aus Zagreb berichtet über den Tadic-Besuch unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Mit militärischen Ehren wurde Serbiens Präsident Boris Tadic gestern in Agram vom kroatischen Präsidenten Ivo Josipovic empfangen. Die beiden Sozialdemokraten können auch menschlich miteinander und diese positive Atmosphäre zeigten symbolische Gesten. So war Agram mit serbischen Fahnen beflaggt und im Staatsfernsehen konnte Tadic in einem ausführlichen Interview gutes Wetter für die Aussöhnung machen. Konkret vereinbarten Tadic, Josipovic und Kroatiens Regierungschefin Jadranka Kosor Grundsätze für die Lösung der Flüchtlingsfrage. Dazu beitragen soll eine internationale Geberkonferenz, die den Wiederaufbau von Wohnungen und Häusern mitfinanziert, die im Krieg zerstört wurden. So warten mehr als 7.000 Anträge serbischer Rückkehrer zum Wiederaufbau in Kroatien auf eine Entscheidung. Hinzu kommt die Rechtsunsicherheit für potentielle Rückkehrer. Dabei hat Kroatien unter dem sanften Druck der EU durchaus Fortschritte erzielt, die Boris Tadic würdigte:

„Kroatien hat uns eine Liste jener Personen übergeben hat, gegen die wegen Kriegsverbrechen ermittelt wird. Auch eine Liste der Verurteilten wurde übergeben. Wichtig ist auch, dass die kroatischen Serben, die heute noch in Flüchtlingslagern in Serbien leben Gelegenheit bekommen, im serbischen Justizministerium ihren Status zu überprüfen. Das erleichtert die Lage und die gesamte Atmosphäre der Rückkehr.“

Anderseits werden in Kroatien noch mehr als 1.000 Personen vermisst; viele von ihnen dürften in Lagern in Serbien ermordet worden sein. Serbien hat nun offensichtlich ernsthaft damit begonnen, seine Archive zu durchforsten und Boris Tadic bekräftigte den Willen zur Aufklärung. Deren Bedeutung für die Aussöhnung aber auch die anderen offenen Fragen unterstrich Ivo Josipovic:

„Die wichtigste Frage, die wir gemeinsam lösen müssen, ist das Schicksal der Vermissten; das ist die Priorität für Kroatien. Doch wir müssen auch die Frage der Sukzession lösen und die Festlegung der gemeinsamen Grenze beschleunigen. In dieser Hinsicht haben wir Fortschritte gemacht und Grundpositionen erarbeitet.“

Hinzu kommen noch Klage und Gegenklage wegen Kriegsverbrechen vor dem internationalen Gerichtshof in Den Haag. Dass Kroatien diese Klage zurückzieht, ist noch nicht in Sicht. Trotzdem ist unzweifelhaft, dass nun der Wille besteht, offene Frage zu lösen; und die massive Verbesserung der Beziehungen zwischen Serbien und Kroatien zählt zu den guten Nachrichten, mit denen der Balkan aufwarten kann.

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