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Interview mit Kroatiens Nationalbankpräsident zur Bankenkrise

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Berichte Kroatien
Der Präsident der kroatischen Nationalbank, Zeljko Rohatinski, hat ein durchaus streitbares Image in Kroatien. So hat er im Jahre 2006 auch allem politischen Druck aus Bayern und Kroatien widerstanden als es um die Übernahme der Hypo-Alpe-Adria-Bank durch die Bayrische Landesbank ging. Seine Zustimmung erteilte Rohatinski erst, als alle seine sechs Bedingungen erfüllt waren. Dieser Widerstand gegen politische Einflussnahme hat Rohatinski in Kroatien ein hohes Maß an Vertrauen in der Bevölkerung eingetragen, an das nur wenige Träger öffentlicher Funktionen herankommen. In Zagreb hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz mit Zeljko Rohatinski über die Rettung der Hypo-Alpe-Adria und die Finanz- und Bankenkrise insgesamt gesprochen; hier sein Bericht:

In der entscheidenden Phase der Rettung der Hypo-Alpe Adria waren alle betroffenen Nationalbanken des Balkan untereinander und mit Wien in ständigem Kontakt. Auch Kroatien hatte ein großes Interesse an der Rettung der Hypo, die die fünftgrößte Bank des Landes ist. Die Rettung der Hypo war aber nicht nur für die kroatische Tochter und für den Finanzplatz Kroatien sehr wichtig, sondern auch für alle anderen österreichischen Banken in Südosteuropa, betont der Präsident der kroatischen Nationalbank, Zeljko Rohatinski:

„Das war sehr wichtig, gerade wegen des Risikos für das Ansehen der Banken, und ich bin außerordentlich zufrieden, dass der Zusammenbruch nicht geschehen ist.“

Denn ein Zusammenbruch der Hypo hätte auch einen Run auf die anderen österreichischen Banken in der Region auslösen können. Mehr als 90 Prozent der Banken in Kroatien sind in ausländischem Eigentum. Ihren kroatischen Töchtern und damit auch der Hypo-Alpe-Adria stellt der Nationalbankpräsident ein gutes Zeugnis aus:

„Das Finanzsystem in Kroatien ist heute hoch profitabel und mit Kapital ausgestattet; und der Anteil schlechter Kredite ist noch immer im kontrollierbaren Rahmen.

„Die Banken sind gut kapitalisiert, die Banken sind profitabel, und das unter Bedingungen, wonach ihre ausländischen Mutterbanken große Probleme haben.“

Den Grund für diesen Unterschied erläutert Rohatinski so:

„Ein wesentlicher Teil der Probleme dieser Banken ist dadurch entstanden, dass ihre ausländischen Mutterbanken direkt Kredite in Kroatien vergeben haben. Ein Grund dafür war der Versuch, den Restriktionen der kroatischen Nationalbank zu entgehen. Dazu zählte die Beschränkung des Kreditwachstums. Zweitens wurden problematische Geschäfte auch über Leasing-Gesellschaften abgewickelt. Beide derartige Geschäfte fanden dann ihren Niederschlag in der konsolidierten Bilanz der Bankengruppe und nicht in der Bilanz der Banken in Kroatien. In diesem Sinne ist auch die Verantwortung für derartige erfolglose Geschäfte zu suchen.“

Zum politischen Druck, dem die kroatische Nationalbank während der Übernahme der Hypo durch die Bayrische Landesbank ausgesetzt war, will Rohatinski ebenso wenig Stellung nehmen wie zu den laufenden Untersuchungen in Österreich. Die Unterschiede zwischen Kroatien und Österreich beschreibt Zeljko Rohatinski so:

„Die Bankenaufsicht kann nicht immer im Voraus alles aufdecken; trotzdem möchte ich meine Wertschätzung für die Bankenaufsicht in Österreich ausdrücken. Der größte Unterschied zwischen Österreich und Kroatien liegt vielleicht nicht in der Bankenaufsicht, sondern vor allem in den Maßnahmen der Geldpolitik und in den Maßnahmen der Aufsicht, die in Kroatien viel strenger und restriktiver waren als in der Euro-Zone und damit auch in Österreich. So hatten wir Kontrollen des Eigenkapitals und der Kredite und die minimale Eigenkapitalausstattung ist viel höher als in der Euro-Zone.“

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