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Der Fall Zagorec und die österreichischen Banken

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Berichte Kroatien
Das Justizministerium hat gestern die Zahl der Staatsanwälte aufgestockt, die die Vorgänge rund um die Hypo-Alpe-Adria-Bank zu untersuchen haben. Und morgen soll auch der Aufsichtsrat der Bank neu bestellt werden. Während in Österreich somit die Weichen für die Hypo neu gestellt und die Ermittlungen intensiviert werden, ist in Kroatien ein prominenter ehemaliger Kunde nun endgültig hinter Gittern gewandert. Es ist dies der ehemalige General Vladimir Zagorec; er wurde wegen Amtsmissbrauch bereits im März zu sieben Jahren Haft verurteilt, und Mitte Jänner bestätigte nun auch der Oberste Gerichtshof in Kroatien das Urteil. Über die Beziehungen zwischen Zagorec, der Hypo und anderen österreichischen Banken hat Christian Wehrschütz den folgenden Bericht gestaltet:

Der Krieg in Kroatien bescherte dem gelernten Vermessungstechniker Vladimir Zagorec einen kometenhaften Aufstieg. Nach wenigen Monaten als Fahrer des stellvertretenden Verteidigungsministers übernahm er dessen Amt und Zagorec wurde zuständig für die Beschaffung von Waffen. Dieses Geschäft war umso einträglicher und sensibler, weil auch gegen Kroatien ein UNO-Waffenembargo bestand. Für den Kauf eines Raketensystems bekam Zagorec von einem Waffenhändler Diamanten im Wert von fünf Millionen US-Dollar als Sicherstellung. Diese Diamanten nahm General Zagorec mit, als er im Jahre 2000 aus dem Amt schied. Während des Krieges arbeitete Zagorec eng mit dem kroatischen Geschäftsmann und Kriminellen Hvroje Petrac zusammen. Die freundschaftliche Beziehung endete im Februar 2004 als der Sohn von Petrac den Sohn von Zagorec entführte. Im Prozess um die Entführung enthüllte Hrvoje Petrac 2006 die Unterschlagung der Diamanten durch Zagorec; dieser hatte damals bereits eine intensive Tätigkeit als Immobilieninvestor entfaltet, und stand in Österreich beileibe nicht nur mit der Hypo-Alpe-Adria in Geschäftsbeziehung. Sein Ruf wurde erst zweifelhaft als Zagorec im Frühjahr 2007 in Wien wegen eines kroatischen Haftbefehls in Verbindung mit den verschwundenen Diamanten festgenommen wurde. Die Auslieferung an Kroatien erfolgte schließlich im Oktober 2008. Die intensive Beziehung zwischen Zagorec und der Hypo geht auf den Entführungsfall zurück. Vladimir Zagorec benötigte im Februar 2004 rasch 750.000 Euro, um das Lösegeld für seinen Sohn bezahlen zu können. Diese Summe kreditierte die Hypo, wobei Zagorec den Betrag später zurückzahlte. In den kommenden Jahren finanzierte die Hypo nach eigenen Angaben Immobilienprojekte von Zagorec in Kroatien im Wert von etwa 70 Millionen Euro. Dabei sollen Geschäfte auch über Liechtenstein abgewickelt worden sein, sei es aus steuerlichen Gründen oder weil Zagorec dort Provisionen für Waffenkäufe oder andere Gelder angelegt haben könnte. Im Mai 2008 besuchte eine Delegation der kroatischen Generalstaatsanwaltschaft die Staatsanwaltschaft in Liechtenstein, doch ein Rechtshilfeersuchen wurde bis heute nicht gestellt; warum nicht, war in Kroatien nicht zu erfahren. Ungeklärt ist auch noch eine andere Seite des Falles Zagorec. So wurde während der Affäre bekannt, dass Kroatien im Krieg viele Geschäfte über bekannte Banken des neutralen Österreich abwickelte, das so zur Umgehung des UNO-Waffenembargos beitrug. Diese Vorfälle sollen in Österreich untersucht worden sein, Ergebnisse sind bisher aber der Öffentlichkeit nicht bekannt.

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