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Exklusivinterview mit Ministerpräsident Ivo Sanader

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Berichte Kroatien
CW: Herr Ministerpräsident! Am 24. April soll wieder das Thema Kroatien auf die Tagesordnung der EU kommen. Wie groß ist Ihrer Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit, dass es da zur Deblockierung der Verhandlungen kommt?

IS: Wenn sich die Slowenen weiter verfahren in dieser Lage, dann wird es zu keinem Fortschritt kommen, das ist mir ganz klar. Nur, wir werden die Erpressung der Slowenen nicht akzeptieren, und wir sagen nochmals: "Es gibt diese offenen Frage, die verneint niemand, aber mit der Frage ist Slowenien der EU beigetreten, daher kann das auch Kroatien."

CW: Viele andere Länder haben immer wieder Vorbehalte gegen eine Fortsetzung der EU-Erweiterung geäußert. In wie weit ist Kroatien eigentlich ein Testfall oder wird Kroatien zum Testfall überhaupt für die Fortsetzung der EU-Erweiterung im ehemaligen Jugoslawien?

IS: Ich werde mich nicht auf Spekulationen darüber einlassen, wer, was in der EU denkt. Meine erste Sorge und meine Bemühungen sind dem gewidmet, dass Kroatien sobald als möglich das 28. Mitglied der EU wird."

CW: Inwieweit ist die europäische Integration über Kroatien hinaus - und Sie wissen, dass es diese Erweiterungsmüdigkeit gibt, was das restliche ehemalige Jugoslawien und Albanien betrifft - entscheidend für die endgültige Stabilisierung der Region?

IS: Es ist von absoluter Bedeutung, dass Kroatien in die EU kommt; denn das wird ein klares Signal sein an die Staaten in Südosteuropa, dass die Reformen sich lohnen. Diese Botschaft ist sehr, sehr wichtig für die politische Stabilisierung Südosteuropas.

CW: Wie sehen Sie jetzt die Chancen im Grenzstreit mit Slowenien voran zu kommen? Es wird ein neuer Vorschlag kolportiert, der so aussehen soll: ein Schiedsgericht mit einem je einem Richter aus Slowenien und Kroatien und einem Richter, den die EU-Kommission ernennt. Wäre das ein tragbarer Vorschlag?

IS: Wir können darüber sprechen, und das werden wir auch tun. Aber etwas geht vor. Es gibt eine offene Grenzfrage zwischen Slowenien und Kroatien. Slowenien ist mit dieser der EU beigetreten; warum kann nicht Kroatien mit der gleichen offenen Frage der EU beitreten? Das ist meine Frage, und diese Frage wird so beantwortet werden, dass es heißen soll, auch Kroatien kann der EU mit dieser offenen Frage beitreten. Denn die Verhandlungen haben mit den bilateralen Fragen nichts zu tun.

CW: Nehmen wir an, die Blockade fällt, es wird wieder verhandelt, wie wahrscheinlich ist es dann, dass Kroatien die Verhandlungen mit der EU noch in diesem Jahr abschließen kann? Von diesen 35 Kapiteln sind zwei sofort geschlossen worden, sieben sind ausverhandelt, und 13 gar nicht eröffnet worden. Ist es überhaupt möglich, die Verhandlungen noch in diesem Jahr abzuschließen?

IS: Wir verhandeln schon vier Jahre mit der EU und viele Kapitel sind schon fertig. Das heißt, also, es ist leicht möglich, alle Kapitel dieses Jahr abzuschließen."

CW: Kroatien ist der NATO beigetreten. Zu diesen Verbündeten zählt auch Großbritannien. Das Außenministerium in London hat eine Reiswarnung für Kroatien heraus gegeben, und zwar wegen Terrorismusgefahr. Stellt man sich Verbündete nicht anders vor?

IS: Natürlich stellt man sich Verbündete anders vor. Und es wird der britische Botschafter in Agram natürlich in das Außenministerium geladen, und es wird ihm eine diplomatische Note überreicht. Darin wird es heißen, dass das alles nicht stimmt, und damit ist die Sache für uns erledigt.

CW: Herzlichen Dank

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