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Massengräber in Kroatien

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Vor einem Monat ist in Slowenien ein Massengrab aus der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg geöffnet worden. Dieser Fund hat auch beim Nachbarn in Kroatien eine Debatte ausgelöst. Entdeckt wurden nun Massengräber, in denen kommunistische Partisanen nach dem Krieg bis zu 4.000 Personen liquidiert und verscharrt haben könnten. Insgesamt solle es in Kroatien etwa 840 Örtlichkeiten geben, in denen mehr als fünf Opfer von Liquidierungen verscharrt sind. Aus dem kroatischen Grenzdorf Kljuc Brdovecki berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Etwa hundert Meter von der slowenischen Grenze entfernt liegt das Dorf Kljuc Brdovceki. Hier bestand ein Schützengraben der Deutschen Wehrmacht mit einer Länge von einem Kilometer. Ihn nutzen Partisanen drei Nächte lang Ende Mai 1945, um Kriegsgefangene, Kroaten und Zivilisten zu liquidieren; etwa 200 Meter entfernt erlebte der heute 73-jährige Ivan Jakovina das Massaker so:

"Als die Erschießungen begannen legte der Vater uns auf den Boden, wir wussten nicht, was los ist. Sie schossen in unsere Richtung und es klang, als ob jede Kugel ins Haus kam. Als es vorbei war, kamen sie zu uns und verlangten Essen."

Das Trauma des Erlebten wirkt im Dorf bis heute nach; das zeigt die Schilderung des 79-jährigen Dorfbewohners Pavao Kutarcic:

"Es stank schrecklich, daher haben wir uns Kalk besorgt und auch mit Erde zugedeckt, wo die Erde nur dünn darüber war. Kinder haben Schweine und Kühe auf die Weide getrieben, und sie hätten sich vergiften können."

Ein Denkmal haben die Dorfbewohner selbst errichtet; es erinnert an den Kreuzweg, der in Bleiburg in Kärnten begann. Doch zur Exhumierung kam es bisher nicht, denn Kroatien ist gespalten zwischen Bleiburg und Jasenovac; das Konzentrationslager Jasenovac steht für Greueltaten des Ustasa-Regimes im Krieg, Bleiburg für die Massenmorde der Partisanen danach. Gegen einen von ihnen, gegen den serbischen Partisanen-Major Simo Dubajic ermittelt nun Kroatien. Bereits vor 19 Jahre gestand Dubajic, im Gotscheer Hornwald in Slowenien die Erschießung von 30.000 Slowenen und Kroaten geleitet zu haben. Der heute 85-jährige Dubajic lebt schwer krank in Belgrad, ein Verfahren ist daher unwahrscheinlich. Mitte Mai 1945 war Simo Dubajic auch in Klagenfurt und Unterkärnten. Dort übernahm er von den Briten 10.000 Gefangene, die die Partisanen beim Rückzug mit nach Jugoslawien nahmen. Verschleppt wurden nach Angaben österreichischer Historiker aus Kärnten 260 Personen. In vielen Fällen ist ihr Schicksal noch offen; doch nun sind die Archive in Slowenien, Kroatien und Serbien zugänglich und eine Klärung könnte möglich sein.

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