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Nach dem Mord an Ivo Pukanic

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Berichte Kroatien
Im Zentrum der kroatischen Hauptstadt Agram sind gestern zwei Journalisten auf offener Straße ermordet morden. Der Herausgeber des Wochenmagazins NATIONL, Ivo Pukanic uns sein Marketingdirektor fielen einem Autobombenanschlag im Hof ihrer Redaktion zum Opfer. Den Anschlag massiv verurteilt haben Staatspräsident Stipe Mesic und Ministerpräsident Ivo Sanader. Mesic sagte mit dem Attentat sei der Terrorismus auf die Straßen Agrams eingekehrt; Sanader betonte, der Staat werde nicht erlauben, dass Kroatien Beirut wird. Über den Anschlag und seine möglichen Hintergründe berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz

Der Mordanschlag mit der Autobombe war das Werk eines professionellen Attentäters. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei war die Bombe unter dem Auto montiert; sie dürfte ferngezündet worden sein als Pukanic das Auto aufsperren wollte; er war sofort tot, sein Kollege starb wenig später. Das Attentat selbst dürfte nur Pukanic gegolten haben; der 47-jährige Journalist überlebte mehrere Anschläge, der jüngst erfolgte im April vor seinem Haus als aus nächster Nähe auf ihn geschossen wurde, der Täter aber das Ziel verfehlte. Damals erhielt Pukanic Polizeischutz, der erst vor wenigen Wochen auf seinen Wunsch hin eingestellt wurde. Ivo Pukanic war ein mutiger Journalist, der über viele Affären berichtete, jedoch auch immer wieder vorgab mehr zu wissen als er tatsächlich wusste. So mischte sich investigativer Journalismus mit Sensationssucht, und es war nicht immer leicht, den Tatsachengehalt klar festzustellen. Zu den Verdiensten von Pukanic zählt, dass er etwa schon früh über die Zigaretten-Mafia am Balkan oder über den Fall Zagorec berichtete. Dieser kroatische General soll sich während des Krieges bereichert haben; erst jüngst wurde er von Österreich an Kroatien ausgeliefert. Wenig später wurde die Tochter des Anwalts von Zagorec ebenfalls in Zagreb erschossen. Pukanic rühmte sich auch seiner vielen Verbindungen – nicht zuletzt zur Unterwelt, doch ohne Kontakte lässt sich auch über Organisierte Kriminalität nicht berichtet. Ob in diesem Milieu auch die Mörder zu suchen sind, ist noch unklar. Sicher ist jedoch, dass Kroatien abgesehen von Sonne, Sand und Strand ein massives Problem mit Korruption und Kriminalität hat. Bisher haben Polizei und Justiz eher nur kosmetische Operationen vorgenommen. Ob daran das gestrige Attentat und der Druck aus Brüssel etwas ändern, werden die kommenden Monate zeigen.

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