Studieren auf kroatische Weise

In Kroatien läuft die Aktion Index weiter auf Hochtouren. Unter diesem Decknamen hat die Polizei gestern einen Schlag gegen die Korruption geführt. An der Uni in Agram wurden mehr als 90 Personen verhaftet, darunter mehr als 20 Professoren. Christian Wehrschütz berichtet:

In Agram ist noch unbekannt, wie viele Studenten den schwungvollen Handel mit Prüfungen und Studienzulassungen genutzt haben. Geständige Studenten hat die Polizei bereits wieder freigelassen, die mehr als 20 Professoren sind noch in Haft. Dazu zählt eine Professorin, die in ihrer politischen Funktion den parlamentarischen Unvereinbarkeitsausschuss leitete. An der Aktion in Agram sind mehr als 300 Polizisten beteiligt, betroffen sind vier Fakultäten und eine höhere Schule. Beschlagnahmt hat die Polizei viele Unterlagen, darunter Studienbücher; Studienbuch heißt auf Kroatisch Index, daher trug die Aktion auch diesen Decknamen. Das Inskribieren ohne bestehende Zulassungsberechtigung kostete 9.000 Euro, Prüfungen 400 bis 2.000 Euro. Auf diese Weise rasch studiert haben sollen auch prominente Kroaten, mit interessanten Enthüllungen ist daher noch zu rechnen. Allen Schwindler sollen ihre Diplome aberkannt werden. Ministerpräsident Ivo Sanader werte die Aktion als Zeichen dafür, dass Kroatien den Kampf gegen die Korruption ernst nehme. Kritiker sprachen dagegen davon, dass bisher nur kleine Fische verhaftet worden seien. Entscheidend ist, dass die EU Sanader glaubt; Brüssel hat wiederholt gezeigt, dass es mit der Korruptionsbekämpfung auf Kroatisch unzufrieden ist, und dass dadurch der Weg zum EU-Beitritt nicht gerade beschleunigt wird.