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Albanien und Kroatien und ihr weiterer Weg in die NATO

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Berichte Kroatien
Albanien und Kroatien rücken heute der Aufnahme in die NATO einen weiteren Schritt näher. Die Außenminister beider Länder unterzeichnen im NATO-Hauptquartier in Brüssel die Beitrittsprotokolle. Sie müssen dann von den 26-Nato-Mitgliedern ratifiziert werden. In Kroatien geht man davon aus, dass dieser Prozess bis zum nächsten NATO-Gipfel im April des kommenden Jahres abgeschlossen sein wird. Zum Beitritt eingeladen wurden Kroatien und Albanien im April dieses Jahres beim NATO-Gipfel in Bukarest. Es berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Mit der heutigen Unterzeichnung der Beitrittsprotokolle nähert sich ein Prozess seinem Ende, der im Falle Albaniens bereits 14 Jahre und im Falle Kroatiens auch bereits acht Jahre dauert. So trat Albanien dem NATO-Partnerschaftsprogramm für den Frieden m Jahre 1994 bei, Kroatien tat dies im Jahre 2000. In beiden Fällen sind für den langen Marsch vor allem politische Gründe verantwortlich. Kroatien war bis zum Tode des nationalistischen Staatsgründers Franjo Tudjman Ende 1999 außenpolitisch weitgehend isoliert; und Albanien war politisch viele Jahre instabil, und erlebte 1997 bei Unruhen sogar den praktischen Zusammenbruch seiner Streitkräfte. Hinzu kommt, dass Albanien noch immer unter den Folgen der Ära des kommunistischen Diktators Enver Hoxha leidet; als Folge dessen isolationistischer Politik wurden auch enorme Mengen an Munition angehäuft; die Rede ist von noch immer 150.000 Tonnen, die es zu zerstören gilt. Ein derartiges Depot mit 26 Tonnen explodierte im März in der Nähe von Tirana, und die NATO-Reife war erneut in Frage gestellt. Doch es kam trotzdem zur Beitrittseinladung, wobei Albanien sich verpflichten musste, die demokratische Kontrolle der Streitkräfte sowie den Kampf gegen Korruption und Kriminalität zu verbessern. Für den Beitritt von Albanien und Kroatien machten sich vor allem die USA stark; sie haben auch die Streitkräftereform massiv unterstützt. Binnen zwei Jahren sollen die albanischen Streitkräfte ihre endgültige Stärke von knapp 14.000 Angehörigen erreicht haben, vor sechs Jahren waren es noch mehr als 30.000. 2010 sollen die Streitkräfte eine reine Berufsarmee sein; dieses Ziel verfolgt auch Kroatien; die allgemeine Wehrpflicht wurde bereits abgeschafft, und binnen sieben Jahren sollen die Streitkräfte von derzeit knapp 33.000 Angehörigen auf 16.000 reduziert werden. Gleichzeitig will Kroatien zwei Milliarden Euro in die Modernisierung investieren. Für ihren Beitritt zur NATO qualifiziert haben sich beide Staaten auch durch die Teilnahme an internationalen Einsätzen. Kroatien ist mit 200 Soldaten in Afghanistan im Einsatz, Albanien hat Truppen nach Bosnien, nach Afghanistan und in den Irak entsandt. Auf dem Weg Richtung NATO arbeiteten beide Staaten eng miteinander und mit Mazedonien zusammen. Dessen Beitritt scheiterte jedoch am Veto Athens, weil der Namensstreit mit Griechenland noch ungelöst ist. Der Beitritt Kroatiens und Albaniens wird zweifellos die Stabilität am Balkan erhöhen, nicht zuletzt weil beide Staaten auf den Weg Richtung EU noch Zeit brauchen, Albanien mehr, Kroatien natürlich viel weniger. In beiden Ländern ist eine Mehrheit der Bürger für den NATO-Beitritt.

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