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Interview mit Vladimir Zagorec in Wien

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Berichte Kroatien
Anfang März wurde in Wien der kroatische Immobilienmakler Vladimir Zagorec verhaftet. Grund dafür war ein internationaler Haftbefehl aus Kroatien. Denn der 44-jährige Zagorec, hat eine Vergangenheit. Er wurde mit 27 Jahren stellvertretender Verteidigungsminister, zuständig für die Beschaffung von Waffen. Das konnte wegen des UNO-Embargos während des Krieges nur illegal geschehen. Illegal gehandelt haben soll auch Zagorec. Ihm wirft die kroatische Justiz Amtsmissbrauch vor; Zagorec soll Edelsteine im Wert von fünf Millionen US-Dollar bei seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahre 2000 mitgehen haben lassen, die von einem Waffenhändler stammten. Das Auslieferungsverfahren hat begonnen doch dank einer Kaution von einer Million Euro ist Zagorec nun wieder auf freiem Fuß. Mit ihm hat in Wien unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz gesprochen und folgenden Beitrag gestaltet:

Zu Beginn des Krieges im Jahre 1991 verfügten die kroatischen Streitkräfte nur über Kalaschnikows und Jagdgewehre und waren den serbischen Truppen hoffnungslos unterlegen. Vier Jahre später hatte Kroatien trotz UNO-Embargo, Raketen, Kampfflugzeuge und Hubschrauber. Eine Schlüsselrolle spielte dabei General Vladimir Zagorec, der seit sieben Jahren in Wien lebt:

„Bei der Beschaffung von Waffen haben uns befreundete Staaten geholfen. Das haben also nicht einzelne gemacht, sondern befreundete Staaten, die stillschweigend geduldet haben, dass uns Waffen verkauf werden. Darüber waren die kroatische Staatsführung aber auch die Führung dieser Länder informiert.“

Zählt auch Österreich zu diesen Ländern?

„Österreich war sehr wichtig, das Kroatien selbständig werden konnte. Meiner Ansicht nach gäbe es Kroatien nicht, hätte Österreich nicht in diesem Ausmaß geholfen, politisch, humanitär, wirtschaftlich und auf alle anderen Arten. Österreich war daher sehr wichtig.“

Wichtig ist für Zagorec nun auch die österreichische Justiz, die über seine Auslieferung an Kroatien zu entscheiden hat. Zum Vorwurf, er habe Edelsteine im Wert von fünf Millionen Dollar unterschlagen oder gestohlen, sagt Zagorec

„Die ganze Sache ist erfunden, denn es gab überhaupt keine Edelsteine, noch ist das die Art, wie im Verteidigungsministerium oder bei der Waffenbeschaffung Geschäfte abgewickelt werden. Ich kann auch diese Anklage nicht verstehen; dass uns ein Händler Edelsteine als Pfand überlässt, damit er die Waffen liefert; das ist doch unlogisch.“

Der Ex-General sieht sich daher als Opfer politischer Machtkämpfe in Kroatien. Eine wichtige Rolle könnte er jedenfalls in Zagreb bei einem Streit um ein Waffengeschäft spielen. Dabei geht es um 200 Millionen Dollar, die ein ehemaliger Waffenhändler für ein Raketensystem fordert, das er Kroatien angeblich geliefert hat. Dazu sagt Zagorec:

„Kroatien hat dieses Raketensystem S-300 im Jahre 1995 bekommen. Und heute findet darüber ein Gerichtsverfahren statt, denn dieses System ist nie bezahlt worden. Dieser Prozess zwischen Kroatien und dem Lieferanten kann auch einer der Gründe für die Angriffe auf mich sein, denn ich bin der entscheidende Zeuge, der bestätigt, dass diese Raketen geliefert aber nie bezahlt wurden. Vielleicht möchte man mich daher als Zeuge unglaubwürdig machen, um den Waffenhändler nicht bezahlen zu müssen“

Zagorec rechnet jedenfalls nicht mit einem fairen Verfahren; seine Wiener Anwälte wollen seine Auslieferung daher mit allen juristischen Mitteln verhindern. Ihrer Ansicht nach ist die gesamte Anklage fingiert, ein Vorwurf, den die kroatische Justiz bestreitet.

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