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Österreichische Firmen in Kroatien unzufrieden

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Berichte Kroatien
„Die österreichischen Investoren verlieren die Geduld mit Kroatien.“ So lautete jüngst der Titel einer Wirtschaftsgeschichte im kroatischen Wochenmagazin „National“. Darin schilderte der österreichische Handelsdelegierte in Zagreb, Peter Hasslacher, den Rückgang des Handelsaustausches zwischen beiden Ländern. Dieser wuchs viele Jahre um 10 bis 15 Prozent; im Jahre 2005 waren es nur mehr 5 bis 7 Prozent. Die Gründ dafür finden sich auch in einer Umfrage, die die Außenhandelsstelle der Wirtschaftskammer in Zagreb seit drei Jahren unter Investoren aus Österreich durchführt. Die Ergebnisse der Umfrage für 2007 hat unser Korrespondent Christian Wehrschütz gelesen, hier sein Bericht:

Seit 1993 hat die österreichische Wirtschaft in Kroatien drei Milliarden Euro investiert. Mit einem Anteil von 22 Prozent ist Österreich damit größter Investor. Etwa 600 Firmen sind in Kroatien aktiv; jede dritte hat an der Umfrage der Wirtschaftskammer teilgenommen, wobei die Bewertung nach dem Schulnotensystem erfolgte. Besonders unzufrieden .sind die Firmen mit der Korruption, dem Justizwesen, der Bürokratie, den Genehmigungsverfahren und der Zahlungsmoral. Hier erhält Kroatien nur die Note Vier. Dieses schlechte Zeugnis wiegt umso schwerer, weil die Investoren diese Punkte als sehr wichtig ansehen. Stark gesunken ist dagegen die Zahl derer, die mit einer Verbesserung dieser Rahmenbedingungen rechnen. Knapp die Hälfte der Befragten bewertet den Wirtschaftsstandort als befriedigend, knapp 40 Prozent als mangelhaft oder schlecht. Im Standortwettbewerb hat der EU-Beitrittskandidat Kroatien somit Boden verloren, vor allem was die Länder in Mittel- und Osteuropa betrifft, erläutert in Zagreb der Handelsdelegierte Peter Hasslacher:

„Wir haben einerseits die Entwicklung der Erweiterung 2004, wir hatten jetzt eine weitere Erweiterungsrunde, das hat natürlich diese Länder in den Mittelpunkt gerückt; das hat zu massiven Vorteilen für diese Länder geführt, von der Gesetzgebung her, vom Handling her, es ist ganz einfach leichter in diesen Ländern zu arbeiten und auch zu seinem Recht zu kommen; und diese Märkte, das dürfen wir auch nicht übersehen, haben sich in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt: Wirtschaftswachstum in der Slowakei von acht Prozent, Bulgarien, Rumänien ähnlich, das sind natürlich ganz massive Argumente, warum man in solchen Ländern investiert.“

Dagegen liegt das Wirtschaftswachstum in Kroatien bei etwas mehr als vier Prozent. Trotzdem zeigt die Umfrage dass heimische Firmen in Kroatien noch immer gute Geschäfte machen, denn mehr als 80 Prozent bewerten die Lage ihrer Firma als sehr gut bis befriedigend. Drastisch gesunken ist jedoch die Bewertung des Geschäftsjahres im Vergleich zum Vorjahr. Peter Hasslacher:

„Umsätze steigen, Gewinne, steigen, allerdings steigen auch die Kosten, d.h., die Schere zwischen Kosten und Umsatz und damit zwischen dem, was für die Firma übrig bleibt wird enger, d.h., die Marksituation verschärft sich, und man sieht, dass die Rahmenbedingungen für das Wirtschaften in Kroatien sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verbessert haben.“

Diese Verbesserung ist auch für heuer nicht zu erwarten, denn im Herbst wird das Parlament neu gewählt und Wahljahre sind nicht nur in Kroatien kein günstiger Zeitpunkt für schmerzliche Reformen.

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