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Umfrage unter EU-Firmen in Kroatien

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Berichte Kroatien
Firmen aus der Europäischen Union beurteilen ihre Marktchancen in Kroatien auch weiterhin sehr positiv. Das zeigt eine Umfrage, die die Außenhandelsstelle der Wirtschaftskammer in Zagreb unter mehr als eintausend ausländischen Betrieben durchgeführt hat. Geantwortet hat fast ein Drittel der Firmen und davon mehr als 70 Prozent für das heurige bessere oder viel bessere Geschäftsergebnisse. Gering ist allerdings auch die Erwartung, dass sich an den Kernproblemen in Kroatien rasch etwa ändern wird. Über die Umfrage und die Einschätzung der Firmen hat unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz mir dem österreichischen Handelsdelegierten in Zagreb gesprochen, hier sein Bericht:

Mehr als 11 Milliarden Euro betragen die ausländischen Direktinvestitionen in Kroatien seit dem Jahre 1993; mehr als ein Viertel entfällt auf Österreich, auf Staaten aus der EU insgesamt sogar mehr als drei Viertel. Als Hauptgrund für ihre Investitionen geben 61 Prozent der Firmen die geographische Nähe Kroatiens an; erst mit 44 Prozent – und damit mit großem Abstand, folgt der Status Kroatiens als EU-Beitrittskandidat. Warum das so ist, erläutert der Handelsdelegierte in Zagreb, Peter Hasslacher, so:

„Mit 4,5 Millionen Einwohnern ist Kroatien kein großer Markt. Viele internationale Firmen bearbeiten Kroatien nebenbei oder zumindestens nicht gezielt: Anders ist das für Firmen aus Österreich, aus Ungarn oder aus Süddeutschland, und da ist natürlich gerade die geographische Lage für KMUs ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor; d.h. kurze Wege, geringe Reisekosten und im Falle, dass es Probleme gibt, ist man schnell vor Ort.“

Die langjährige Präsenz vor Ort hat bei vielen Firmen offensichtlich auch dazu geführt, dass keine rasche Beseitigung von Hindernissen erwartet wird, die Investitionen hemmen. 56 Prozent der Befragten erwarten keine Änderung, mehr als 11 Prozent sogar, dass Hindernisse zunehmen.

Dazu sagt Hasslacher:

„Es gilt das alte Prinzip, im Leben ist wenig gratis; es ist auch selten gratis höhere Gewinne, höhere Erträge als zu Hause, das erkauft man sich in der Regel mit mehr Schwierigkeiten am Markt, und das ist nach wie vor die Situation in Kroatien. Und die Reformen, die es gibt, um etwa Firmengründungen zu erleichtern, gehen mitunter am Problem vorbei.“

So seien Firmengründen stets recht rasch möglich gewesen. Weit hemmender wirkten Bürokratie und Verwaltung. Sie werden von 60 Prozent der befragten als größtes Hindernis bezeichnen. Was das in der Praxis bedeutet, erläutert der Handelsdelegierte so:

„Wenn eine große Unternehmung eine Investition plant, und dann mit Genehmigungen konfrontiert ist, die Jahre dauern, dann wird man sagen, wir gehen woanders hin und damit ist das natürlich ein massives Erschwernis.“

Als Erschwernisse gewertet werden von mehr als 40 Prozent auch noch Korruption sowie die kroatische Gesetzgebung. Dazu sagt Peter Hasslacher:

„Gesetze sind in vielen Fällen nicht aufeinander abgestimmt, d.h., das eine Gesetz widerspricht dem anderen; es gibt Fälle, wo man überreguliert: z.B. ist derzeit im Gespräch ein Leasing-Gesetz; Leasing-Gesetze gibt es nirgendwo in der EU, nur in Serbien und Albanien - und jetzt wird es die auch in Kroatien geben.“

Dass sich in Kroatien doch etwas zum positiven wendet, zeigt die Bewertung des Grundbuches; nur mehr 23 Prozent geben es als Hindernis an, damit ist dieser Wert in den vergangenen Jahren beträchtlich gesunken, denn in Computerisierung und Reform des Grundbuchs hat die Regierung doch einiges an Aufwand investiert, obwohl auch hier noch viel zu tun bleibt.

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