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Kroatische Kirche und EU

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Am Mittwoch werden die Außenminister der EU die Vorentscheidung darüber fällen, ob am 17. März die Beitrittsverhandlungen mit Kroatien beginnen werden. Die Chancen für Kroatien stehen schlecht, weil der mutmaßliche Kriegsverbrecher General Ante Gotovina noch nicht an das Haager Tribunal ausgeliefert worden ist. Zwar beteuert die Regierung, Gotovina sei nicht in Kroatien; doch die Mehrheit der EU-Staaten folgt der Ansicht von Chefanklägerin Karla Del Ponte, dass Kroatien nicht umfassende mit dem Tribunal zusammenarbeite. Für Kroatien in Brüssel interveniert hat auch der kroatische Kardinal Josip Bozanic. Doch auch in der katholischen Kirche in Kroatien gibt es Strömungen, die für Gotovina und gegen die EU sind, berichtet unser Korrespondent Christian Wehrschütz

Am Donnerstag den 10. März traf Kardinal Josip Bozanic in Brüssel mit dem Präsidenten der EU-Kommission Jose Manuel Barroso zusammen, um für den Beginn der Beitrittsverhandlungen mit Kroatien zu werben. Just am selben Tag trat in Kroatien der katholische Geistliche Zlatko Sudac an die Öffentlichkeit. Er rief den mutmaßlichen Kriegsverbrecher General Ante Gotovina auf, sich nicht zu stellen. Sudac würdige Gotovina als wunderbaren Menschen, war dem Haager Tribunal vor Jagd auf das kroatische Volk zu machen und kritisierte auch die EU scharf. Ein derartiges Europa brauche Kroatien nicht, sagte Zlatko Sudac, der in Kroatien vielen als eine Art Sprecher des rechten Flügels in der katholischen Kirche gilt. Dass Sudac mit seiner Meinung nicht allein dasteht, zeigte eine Umfrag der Tageszeitung Jutarnji List unter 208 Geistlichen. Nur 46 Prozent der Befragten unterstützen eindeutig Bozanics pro-europäischen Kurs. 13 Prozent sprachen sich für Sudac aus, der Rest gab keine klare Antwort. Dass sich die katholische Kirche in Kroatien mit der EU nicht leicht tut, hängt nicht nur damit zusammen, dass General Ante Gotovina vielen Kroaten als der Held gilt, der 1995 den Sieg über den serbischen Aggressor errungen habe. Probleme hat die Kirche auch mit dem Laizismus in Europa, mit Abtreibung und der Ehe gleichgeschlechtlicher Paare. Dieses Problem hat die Kirche nicht nur in Kroatien, sondern auch in anderen Ländern. Für Kroatien, Serbien, Montenegro und Bosnien hinzu kommen jedoch noch klare Sympathien für mutmaßliche Kriegsverbrecher unter vielen Geistlichen. So spekulierte die kroatische Presse gestützt auf Geheimdienstberichte auch darüber, Zlatko Sudac sei einer der geheimen Helfershelfer Gotovinas in Kroatien. Diesen Vorwurf hat Sudac zurückgewiesen. Seither und damit seit der Rückkehr von Kardinal Bozanic aus Brüssel schweigt der Geistliche auf Anordnung der katholischen Kirche in Kroatien.

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