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Stichwahl um das Präsidentenamt

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Berichte Kroatien
In Kroatien wird eine Stichwahl über das Amt des Präsidenten entscheiden. Beim gestrigen ersten Durchgang hat Amtsinhaber Stipe Mesic die erforderliche absolute Mehrheit knapp verfehlt. Seine Gegenkandidatin bei der Stichwahl in zwei Wochen ist Jadranka Kosor, die für die Regierungspartei HDZ ins Rennen geht. Die Wahlbeteiligung lag gestern bei nur 51 Prozent. Stimmberechtigt waren 4,4 Millionen Kroaten, darunter auch 400.000 Auslandskroaten. Aus Kroatien berichtet über die Präsidentenwahl unser Korrespondent Christian Wehrschütz

Amtsinhaber Stipe Mesic gewann gestern 49 Prozent der Stimmen und verfehlte damit den Sieg in der ersten Runde der Präsidentenwahl nur knapp. Mesic ist daher wie erwartet klarer Favorit für die Stichwahl in zwei Wochen. Er kann sich nun als Gegengewicht zu Jadranka Kosor und zu deren Partei HDZ präsentieren, die mit Ivo Sanader den Ministerpräsidenten stellt. Für Sanader war die Wahl zweifellos ein Warnsignal. Denn bei der Parlamentswahl vor einem Jahr gewann die HDZ noch knapp 34 Prozent, während Kosor gestern nur 20 Prozent erreichte. Um die Stichwahl zu gewinnen müsste sie die Stimmen fast aller übrigen 11 Kandidaten des ersten Wahlganges bekommen. Das gilt als sehr unwahrscheinlich, obwohl die meisten dieser ausgeschiedenen Bewerber nationalistische und konservative Positionen vertreten. Doch viele dieser Politiker sehen in Kosor und der sie kandidierenden Regierungspartei HDZ den Hauptgegner, gerade weil die Positionen ähnlich sind. Darüber hinaus dürften viele Wähler in zwei Wochen zu Hause bleiben, die gestern auch deshalb für andere Kandidaten gestimmt haben, weil sie mit der Regierung unzufrieden sind. So verlor die HDZ auch Stimmen an Boris Miksic, der mit 18 Prozent den dritten Platz belegte und knapp an Kosor herankam. In Kroatien lag Miksic nur 13.000 Stimmen hinter Kosor, die jedoch bei der Diaspora am besten abschnitt. Von den 400.000 stimmberechtigten Auslandkroaten gingen 72.000 zur Wahl, zwei Drittel davon in Bosnien-Herzegowina, wo die Unterstützung für die HDZ besonders groß ist. Trotzdem ist das Abschneiden des Millionärs Boris Miksic

die eigentliche Überraschung der Wahl. Miksic stammt aus kleinen Verhältnissen, wanderte 1974 in die USA aus und machte dort sein Vermögen. Er verkörpert für viele Wähler die kroatische Version des amerikanischen Traums. Miksic ist konservativ, lehnt die Auslieferung von mutmaßlichen Kriegsverbrechern an das Haager Tribunal ab und steht der EU kritisch gegenüber. Damit trifft er die Meinung vieler Kroaten, denn die Zustimmung zur EU liegt nur mehr bei etwa 50 Prozent. Miksic will in Kroatien weiter politisch aktiv bleiben. Er könnte damit zu einer beachtlichen Herausforderung für Ministerpräsident Ivo Sanader und für Jadranka Kosor werden, die Kroatien in die EU führen wollen. Denn nach der zweiten Runde der Präsidentenwahl steht der Regierung mit den Lokalwahlen im Frühsommer bereits die nächste Bewährungsprobe ins Haus.

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