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Rechtsstreit Rovinj Hollais –TDR

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Berichte Kroatien
In Kroatien tritt der Konflikt zwischen dem Salzburger Hotelier Wilfried Holleis und dem kroatischen Tabakkonzern TDR um das Hotel auf der Insel Katarina in seine entschei-dende Phase. Vor dem Handelsgericht in Zagreb soll demnächst das Verfahren in der zweiten Instanz beginnen. Die TDR als Minderheiteneigentümer klagte die Auflösung der gemeinsamen Gesellschaft ein und bekam in erster Instanz Recht. Sollte die zweite Instanz dieses Urteil bestätigen könnte Holleis um sein Hotel gebracht werden, obwohl noch die Anrufung des Obersten Gerichtshofes und internationaler Gerichte möglich ist.

Unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz hat in Kroatien mit beiden Konflikt-parteien gesprochen und folgenden Bericht gestaltet:

Text:

Die 12.000 Einwohner zählende Stadt Rovinj in Istrien ist Schauplatz des Konflikts zwischen dem Tabakkonzern TDR und dem Salzburger Wilfried Holleis. Die 1872 unter österreichischer Herrschaft gegründete Konzern und die Insel Katarina samt Hotel liegen nur wenige Hundert Meter auseinander. Den Rechtsstreit kommentiert Renzo Miletic vom Tabakkonzern TDR so:

„Leider ist es dazu gekommen, weil sich beide Seiten nicht über die Art der Führung des Unternehmens einigen können.“

Miletic wirf Holleis auch mangelnde Information vor:

„Ich bin mehr als ein Jahr Direktor dieser Aktiengesellschaft. In dieser Zeit war ich nur bei einer Versammlung, wo ich nur ein Papier über die Geschäftstätigkeit erhalten habe. Mehr als ein Jahr tagte der Aufsichtsrat kein einziges Mal. Hier fehlt der Wille, den Mit-eigentümer zu achten, der 49,9 Prozent der Anteile hält.“

Diesen Vorwurf weist der Salzburger Hotelier Wilfried Holleis zurück:

„Ich habe hier die Verträge vor mir liegen die vor 4 Jahren gemacht wurden, da wurde von Anfang an in einem 4-5 Jahresplan alles klar festgelegt sodass von überfahren keine Rede sein kann.“

Holleis verlor den Prozess in erster Instanz in Rijeka. Seiner Ansicht nach ist das Gericht unzuständig; denn im Gesellschaftsvertrag wurde ein Schiedsgericht vereinbart, das beide Seiten bisher jedoch nicht angerufen haben. Zum Verfahren in Rijeka sagt Holleis:

„Dieses Urteil ist auf eine sehr mysteriöse Art und Weise zustande gekommen. Denn obwohl die EU in ihrem Monitoringbericht Kroatien bescheinigt, dass es unendlich lange Verfahren hat ist es in 6 Monaten zustande gekommen, bei 2000 Akten und ich als Ver treter einer beklagten Partei konnte kein einziges Wort sagen vor dem Gericht und es wurde kein einziger Zeuge gehört.“

Der Richter gab der TDR Recht, die die Auflösung der Gesellschaft beantragt hatte. Wird das Urteil rechtskräftig, könnte Holleis sein Hotel verlieren, in das er seit vier Jahren drei Millionen Euro investiert hat. Gewinnt Holleis, ist er nach dem Gesellschaftsvertrag mit Jahresende Alleineigentümer und hat für die gesamte Anlage noch etwa zwei Millionen Euro zu bezahlen. Abgeschossen wurde dieses Gemeinschaftsunternehmen 1999; damals war ein derartiger Aufschwung im Tourismus in Kroatien noch nicht absehbar. Daher dürfte Holleis die Anlage damals nicht gleich gekauft haben; auch der Preis mag aus heutiger Sicht niedrig sein, denn das Hotel mit seinen 300 Betten ist in der Saison voll ausgelastet. Hinzu kommt, dass sich die TDR im Tourismus ein zweites Standbein aufbaut und bereits sechs Hotels besitzt. Politische Interventionen, wie etwa von Bundespräsident Thomas Klestil bei Kroatiens Präsident Stipe Mesic im Vorjahr, brachten bisher kein Ergebnis. Die TDR ist Kroatiens größter Steuerzahler; das hemmt nicht nur Politiker zumal heuer in Kroatien das Parlament neu gewählt wird. Das Handelsgericht in Zagreb wird somit ein Urteil zu fällen haben, doch der Rechtsstreit wird damit wohl kaum beendet sein.
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