Die Herausforderungen für die Wirtschaft durch die EU
Fernsehen
ZiB2
Berichte Kroatien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien
Insert1: 0’29 Michael Brucker, Einkaufsleiter Gavrilovic
Insert2: 1’07 Emil Tedeschi, Atlantik-Gruppe
Aufsager: 2’16 Christian Wehrschütz aus Kroatien
Gesamtlänge: 2’31
Ab erstem Juli müssen EU-Bürger an der Grenze nur mehr Pass oder Personalausweis vorweisen. Zoll- und Veterinärkontrollen entfallen; vom freien Warenverkehr profitiert die Wirtschaft. Dieser kroatische Wurstproduzent bezieht viele Rohwaren aus Österreich. Der Wegfall der Kontrollen bringt ihm zehn Stunden Zeitersparnis. Bekannt ist der Betrieb durch seine Wintersalami, die ebenso wie andere Produkte in die EU exportiert werden sollen:
„Wir müssen schauen, wo wir unsere Lücken finden, weil wir haben hier doch einen anderen Geschmack als zum Beispiel in Deutschland oder auch ein bisschen in Österreich, unsere Produkte sind geschmacklich unterschiedlich; aber wir müssen unseren Markt finden, und wir werden ihn auch finden.“
Teurer werden Exporte nach Serbien und Bosnien, weil Kroatien das Zollregime der EU übernehmen muss. Auf diese Länder entfallen 20 Prozent der Exporte. Daher hat auch dieser Betrieb einen Teil seiner Produktion nach Bosnien verlagert. In Kroatien werden dadurch weiter Arbeitsplätze verloren gehen. Die soziale Krise spüren auch erfolgreiche Unternehmer:
„Der Gesamtkonsum bei Hotels, Restaurants und Kaffees ging um 40 Prozent zurück; hat jemand bisher zwei Kaffee und ein Mineralwasser konsumiert, verzichtet er nun auf einen Kaffee. Zu einem Rückgang kam es auch beim Kleinhandel, und zwar zwischen fünf und acht Prozent je nach Artikel.“
Die Atlantik-Gruppe zählt zu den großen Getränkeherstellern am Balkan. Durch Werke in Slowenien schon in der EU präsent sollen nun die Märkte in Tschechien, Polen aber auch in Russland noch stärker erschlossen werden. Durch Importe unter Druck kommen werden vor allem Süßwarenhersteller. Ihre Produktivität ist im Durchschnitt um ein Drittel geringer als in der EU. Ein weiteres Sorgenkind ist die Landwirtschaft. Die Flächen sind zu klein, und es gibt zu wenige Experten, die den Bauern bei EU-Förderanträgen helfen. Vor dem Beitritt konnte Kroatien nur ein Drittel der EU-Mittel nutzen, weil es an Projekten fehlte. Angesichts leerer Kassen braucht Kroatien den Geldsegen der EU zur Modernisierung von Wirtschaft und Infrastruktur, sind doch erst 40 Prozent der Kroaten ans Kanalnetz angeschlossen.
Aufsager:
Schöne Autobahnen und einige Vorzeigebetriebe sind zu wenig, um für den Wettbewerb in der EU gerüstet zu sein. Nach dem Beitritt wird Kroatien einen hohen Preis für versäumte Reformen bezahlen. Dem Land steht ein schmerzlicher Anpassungsprozess bevor.