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24 Jahre für Anto Gotovina wegen Kriegsverbrechen

Fernsehen
ZiB24
Berichte Kroatien
16 Jahre nach dem Krieg wird Kroatien nun von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt, wird die eigene Interpretation der Geschichte in Frage gestellt. Grund dafür ist ein Urteil des Haager Tribunals. Zwei hochrangige Generäle, Ante Gotovina und Mladan Markac, erhielten mit 24 und 18 Jahren in erster Instanz sehr hohe Haftstrafen, nur der dritte Angeklagte wurde freigesprochen. Vor allem das Urteil gegen den Volkshelden Gotovina schmerzt, weil damit auch die These vom gerechten kroatischen Krieg gegen den serbischen Aggressor in Frage gestellt wird. Serbien hat den Richterspruch denn auch begrüßt, während ihn die kroatische Führung mit Entrüstung zurückgewiesen hat. Noch enttäuschter waren mehr als Tausend Demonstranten, die die Verkündung des Urteils im Zentrum von Zagreb auf einer Videoleinwand verfolgten:

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Zagreb

Insert1: 1’16 Staatspräsident Ivo Josipovic

Gesamtlänge: 1’52

„Ein letztes „Vater unser“ sprachen die Demonstranten am Ban Jelasic Platz vor der Verkündung des Urteils gegen die drei Generäle durch das Haager Tribunal. Doch die Gebete blieb weitgehend wirkungslos, und die Hoffnungen unerfüllt. Nur einen Angeklagten sprach das Tribunal frei. Vor allem die hohe Haftstrafe für den Volkshelden Ante Gotovina wirkte wie ein Schock:

Mann:

„Das ist einfach eine Schande; das ist eine Verurteilung des kroatischen Volkes und der Soldaten. Denn wir haben für die Freiheit Kroatiens gekämpft, wir haben Serbien nicht angegriffen. Wir haben nur unsere Heimat und unsere Kinder verteidigt.“

Diese Interpretation der Geschichte stellt das Haager Urteil radikal in Frage. Denn Ante Gotovina und mit ihm der verstorbene Staatsgründer Franjo Tudjman wurden auch eines verbrecherischen Unternehmen für schuldig befunden. Sie sollen im Sommer 1995 die Massenvertreibung der Serben bei der Rückeroberung besetzter Gebiete geplant und durchgeführt haben. Dieser Vorwurf stellt den Verteidigungskrieg in Frage, und das ist selbst für den moderarten Staatspräsidenten unannehmbar:

„Ich bin überzeugt, dass es bei der Verteidigung Kroatiens kein gemeinsames verbrecherisches Unternehmen gab. Vor allem bedeutet diese These nicht, dass alle Angehörigen der kroatischen Streitkräfte und der Polizei an einem verbrecherischen Unternehmen teilnahmen und dass alle Verbrecher sind.“

Die Demonstranten wird diese Aussage kaum beeindrucken. Für sie sind Josipovic und die Regierung Verräter und das Haager Tribunal eine proserbische Verschwörung des Westens und der EU.

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