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Interview mit dem kroatischen Präsidenten Josipovic

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Berichte Kroatien
Der neu gewählte kroatische Präsident Ivo Josipovic kommt am Montag zu seinem ersten Besuch nach Österreich. Wien ist die dritte Auslandsreise des 53-jährigen Josipovic. Österreich ist nicht nur der größte Investor in Kroatien, sondern es unterstützt Kroatien auch an vorderster Stelle bei den Reformen, die auf dem Weg Richtung EU noch durchzuführen sind. Ivo Josipovic ist überzeugt, dass Kroatien die Verhandlungen über den Beitritt bis Jahresende abschließen und 2012 der EU beitreten kann.

Berichtsinterview: Christian Wehrschütz aus Zagreb

Insert: 0’26 Ivo Josipovic, Präsident Kroatiens

Insert: 1’11 Ivo Josipovic, Präsident Kroatiens

Insert: 1’45 Ivo Josipovic, Präsident Kroatiens

Gesamtlänge: 2’37

Die EU-Fahne hängt bereits an den öffentlichen Gebäuden in Kroatien, und nach fünf Jahren stehen die Beitrittsverhandlungen vor ihrer entscheidenden Phase. Doch unter den Kroaten herrscht nur mäßige Begeisterung. Die Wirtschaftskrise ist massiv, die Arbeitslosigkeit steigt drastisch an. Trotzdem ist Präsident Ivo Josipovic überzeugt, dass eine klare Mehrheit für den EU-Beitritt stimmen wird:

„Wir Politiker haben den Bürgern zu erklären, dass die Reformen auf dem Weg zur EU der Gesellschaft nützen, und zwar ungeachtet der Mitgliedschaft in der EU. Das strategische Interesse Kroatiens ist es, der EU beizutreten.“

Dazu zählt für viele Kroaten, vor Serbien EU-Mitglied zu sein. Kriegsschäden sind etwa in der kroatischen Stadt Vukovar noch immer sichtbar, und viele Folgen des Krieges sind noch nicht bewältigt. Ivo Josipovic will daher die Beziehungen mit Serbien verbessern. Doch seine Amtseinführung boykottierte der serbische Präsident, weil auch der Präsident des Kosovo geladen war, und diesen Staat erkennt Belgrad nicht an:

„Ich habe gehofft, dass meine Inauguration die Gelegenheit zu einem ersten Gespräch ergibt, um neue Brücken für eine Zusammenarbeit zu öffnen; doch offensichtlich müssen wir noch ein wenig warten.“

Denn auch die Greul des Zweiten Weltkriegs sind noch nicht vergessen. Sie spalten aber auch Kroatien selbst. Das Konzentrationslager Jasenovac gilt als Symbol für die Greultaten des Ustasa-Regimes im Krieg, die Kärntner Gemeinde Bleiburg als Symbol für die Massenmorde der kommunistischen Partisanen unmittelbar danach:

„Bildlich gesprochen ist in allen Köpfen der Zweite Weltkrieg leider noch immer nicht zu Ende gegangen. Das wird möglich, wenn man zwei Grundsätze akzeptiert: erstens ist jedes Verbrechen ein Verbrechen und ist zu verurteilen. Außerdem haben die Opfer ein Recht, dass ihre Gräber gekennzeichnet werden, damit die Verwandten den Opfern ihre Achtung erweisen können. Doch es gibt eine zweite Tatsache, die in der Verfassung festgeschrieben ist. Kroatien ist auf dem Bündnis der antifaschistischen Kräfte im Zweiten Weltkrieg geründet, und hier darf es kein Dilemma geben.“

Josipovic sieht in der Exhumierung der Massengräber einen Beitrag zur Aussöhnung in Kroatien. Die Befriedung des gesamten Balkan wird dagegen nur unter dem Dach der EU dauerhaft möglich sein.

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