Interview mit Vladimir Zagorec in Wien
Fernsehen
ZiB2
Berichte Kroatien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz
Insert: Vladimir Zagorec, Ex-General und Unternehmer
Gesamtlänge: 3’03
Zu Beginn des Krieges im Jahre 1991 verfügten die kroatischen Streitkräfte zunächst nur über Kalaschnikows und Jagdgewehre und waren den serbischen Truppen hoffnungslos unterlegen. Vier Jahre später hatte Kroatien trotz UNO-Embargo, Raketen, Kampfflugzeuge und Hubschrauber. Federführend bei der Beschaffung war damals General Vladimir Zagorec, der seit sieben Jahren in Wien lebt:
„Bei der Beschaffung von Waffen haben uns befreundete Staaten geholfen. Das haben also nicht einzelne gemacht, sondern befreundete Staaten, die stillschweigend geduldet haben, dass uns Waffen verkauf werden. Darüber waren die kroatische Staatsführung aber auch die Führung dieser Länder informiert.“
Zählt auch Österreich zu diesen Ländern?
„Österreich war sehr wichtig, das Kroatien selbständig werden konnte. Meiner Ansicht nach gäbe es Kroatien nicht, hätte Österreich nicht in diesem Ausmaß geholfen, politisch, humanitär, wirtschaftlich und auf alle anderen Weisen. Österreich war daher sehr wichtig.“
Wichtig ist für Zagorec nun auch die österreichische Justiz, die über seine Auslieferung an Kroatien zu entscheiden hat. Haben sie Edelsteine im Wert von fünf Millionen Dollar unterschlagen oder gestohlen?
„Die ganze Sache ist erfunden, denn es gab überhaupt keine Edelsteine, noch ist das die Art, wie im Verteidigungsministerium oder bei der Waffenbeschaffung Geschäfte abgewickelt werden. Ich kann auch diese Anklage nicht verstehen; dass uns ein Händler Edelsteine als Pfand überlässt, damit er die Waffen liefert; das ist doch unlogisch.“
Zagorec bestreitet auch, Provisionen für Waffenkäufe erhalten zu haben; woher stammte aber dann das Startkapital für seine Tätigkeit in Wien als Immobilienmakler?
„Ich habe nicht mein Geld investiert, ich hatte auch nicht einige Millionen, sondern ich habe einige Investoren gefunden, die bereit waren, von hier aus in Kroatien zu investieren. Außerdem habe ich Banken gefunden, die bereit waren, diese Investoren zu unterstützen.“
Der Ex-General sieht sich daher als Opfer politischer Machtkämpfe in Kroatien. Eine wichtige Rolle könnte er jedenfalls in Zagreb bei einem anderen Streit um ein Waffengeschäft spielen. Dabei geht es um 200 Millionen Dollar, die ein ehemaliger Waffenhändler für ein Raketensystem fordert, das er Kroatien angeblich geliefert hat.
„Kroatien hat dieses Raketensystem S-300 im Jahre 1995 bekommen. Und heute findet darüber ein Gerichtsverfahren statt, denn dieses System ist nie bezahlt worden. Dieser Prozess zwischen Kroatien und dem Lieferanten kann auch einer der Gründe für die Angriffe auf mich sein, denn ich bin der entscheidende Zeuge, der bestätigt, dass diese Raketen geliefert aber nie bezahlt wurden. Vielleicht möchte man mich daher als Zeuge unglaubwürdig machen, um den Waffenhändler nicht bezahlen zu müssen“
Zagorec rechnet jedenfalls nicht mit einem fairen Verfahren; seine Wiener Anwälte wollen seine Auslieferung daher mit allen juristischen Mitteln verhindern. Ihrer Ansicht nach ist die gesamte Anklage fingiert, ein Vorwurf, den die kroatische Justiz bestreitet.