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Interview mit Ministerpräsident Ivo Sanader zur EU

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Berichte Kroatien
Kroatien hofft, dass sich die Verhandlungen über den Beitritt zur Europäischen Union beschleunigen werden. Begonnen haben die Gespräche vor neun Monaten mit dem so genannten Screening, einem Vergleich der Rechtssysteme von Kroatien und der EU. Etwa 20 der 35 Verhandlungskapitel wurden bereits durchgearbeitet; konkret verhandelt und vorläufig abgeschlossen wurde jedoch erst das Kapitel Wissenschaft und Kultur. Bedingung für den Beitritt Kroatiens ist aber auch, dass die EU das Problem der Verfassung löst, die bei Referenden in Frankreich und den Niederlanden abgelehnt wurde. Ministerpräsident Ivo Sanader hofft daher, dass dieses Problem in den kommenden zwei Jahren beseitigt werden kann, damit Kroatien bis zum Jahre 2010 den angestrebten EU-Beitritt erreichen kann.

Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien

Insert: Ivo Sanader Ministerpräsident Kroatiens

Gesamtlänge: 3’04

Auch beim jüngsten Gipfeltreffen hat die EU die Beitrittsperspektive für die Staaten des Westbalkan bekräftigt. Trotzdem ist unübersehbar, dass in manchen Mitgliedsländern der Widerstand gegen die Aufnahme weiterer Staaten des ehemaligen Jugoslawien wächst. Dieses Problem betrifft zwar nicht Kroatien direkt; trotzdem ist Zagreb massiv daran interessiert, dass der Balkan nicht zum schwarzen Loch Europas wird:

„Diese klare europäische Perspektive als eine Motivation muss erhalten bleiben, sowohl für Serbien wie auch für jedes andere Land, auch jetzt für Montenegro, Mazedonien selbstverständlich, Albanien und Bosnien-Herzegowina selbstverständlich. Es gibt gar keinen anderen Weg. Außerdem wird jetzt mit dem Beitritt Rumäniens und Bulgariens wird dieses Gebiet praktisch umschlossen von den EU- und NATO-Mitgliedern, und es hat keinen Sinn, längerfristig daran zu denken, dass jetzt dieses Gebiet isoliert werden kann.“

Viele Kroaten sehen die EU als Möglichkeit, endlich aus dem Schatten des ehemaligen Jugoslawien treten zu können. Davonziehen bei den Beitrittsgesprächen möchte Kroatien auch der Türkei; damit soll vermieden werden, dass jene EU-Staaten Kroatien als Druckmittel nutzen können, die massiv für die Mitgliedschaft der Türkei sind:

„Ich hoffe, dass nach dieser ersten Phase von diesen neun Monaten, dass es dann im Laufe der nächsten zwei Monate zu dieser Trennung kommen wird. Ich habe das auch ganz ruhig mit dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan besprochen. Es ist also so, dass jedes Land weiter kommen kann und weiter kommen wird, praktisch, dass dieser individuelle Ansatz gelten wird.“

Dazu muss Kroatien jedoch seine eigenen Reformen beschleunigen:

„Wir konzentrieren uns viel mehr darauf, dass wir in den kommenden ein, zwei Jahren mit den Verhandlungen sehr weit kommen, dass wir so viel wie möglich Kapitel abschließen, damit wir bis Ende 2008 die ganzen Verhandlungen abgeschlossen haben, und dass dann der Ratifizierungsprozess in den Mitgliedsstaaten und das Referendum in Kroatien stattfindet.“

Daher hofft Sanader auch, dass die Zustimmung der Kroaten zum EU-Beitritt weiter steigen wird:

„In den letzten vier, fünf Monaten hat sich die Unterstützung für die EU über 50 Prozent stabilisiert. Also es gibt keine Schwankungen mehr, und das ist sehr gut. Ich glaube, dass je mehr Kapitel abgeschlossen werden, desto größer wird die Unterstützung, denn dann bekommt die Mitgliedschaft Kroatiens in der EU konkrete Rahmen, eine konkrete Gestalt, und das ist etwas, was sicher auch Optimismus in der Bevölkerung bringen kann.“

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