Eco 22092005 Österreichische Investitionen im Tourismus in Kroatien
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Berichte Kroatien
Berichtsinsert: Christian Wehrschütz aus Kroatien
Insert1: Ljubica Marfan, Hoteldirektorin
Insert2: Amir Muzur Bürgermeister von Opatija
Insert3: Georg Eltz Valamar-Gruppe
Insert4: Wilfried Holleis Hotelier
Insert5: Wilfried Holleis Hotelier
Gesamtlänge: 6'19
Die Bucht von Piran im Grenzgebiet zwischen Slowenien und Kroatien.
Auf kroatischer Seite liegt die "Residenz Skiper". Sie umfasst unter anderem fünf Villen und 80 Apartments.
Zu den Eigentümern zählt eine österreichische Bank. 60 Millionen Euro wurden bereits investiert, doch der Ausbau ist noch nicht abgeschlossen:
"Wir wollen ein Hotel höchster Qualität bauen mit 240 Betten, dazu kommen etwa 30 Villen, ein Golfplatz und ein Jachthafen mit 38 Anlegeplätzen."
Diese Investitionen werden auf 90 Millionen Euro veranschlagt, und "Skiper" wird die größte Einzelinvestition im kroatischen Tourismus sein. Die Chancen, dass sie sich langfristig rechnet, sind gegeben, weil die Kempinski-Gruppe bereits für die nächste Saison die Vermarktung und in einigen Jahren das Management übernimmt. Derzeit liegt die Auslastung bei 60 Prozent, denn Kroatien gilt nicht als Destination, wo Gäste für ein Apartment 440 Euro pro Tag und für eine Villa 5.000 Euro pro Woche ausgeben.
Mit der Auslastung zufrieden ist dagegen die Stadt Porec, eine Destination für klassische Kroatien-Urlauber.
Von der guten Saison profitiert auch die Valamar-Gruppe, an der Investoren aus Österreich beteiligt sind. Die Gruppe besitzt in Porec 12 Hotels; sie ist mit einer Kapazität von 17.000 Betten und Campingplätzen für 25.000 Gäste die Nummer eins in Kroatien. Geleitet wird Valamar vom Österreicher Georg Eltz. Seine Gesellschaft gewann gegen Kroatien einen Prozess mit einem Streitwert von 80 Millionen Euro. Im Zuge eines Vergleichs mit der Regierung hätte Valamar in Opatija, die 14 Hotels der staatlichen Liburnia-Riviera-Gruppe übernehmen sollen. Doch die Stadt erhebt selbst Ansprüche auf die Hotels und fühlt sich übergangen. Hinzu kommt, dass viele Kroaten die Privatisierung an sich ablehnen:
"Es besteht eine generelle Angst vor der Privatisierung; denn die Menschen sind an die Sicherheit gewöhnt, die ihnen der Kommunismus gab, d.h., geringe Verantwortung bei der Arbeit, keine Notwendigkeit der Weiterbildung, und dennoch ist das Gehalt sicher. Doch es gibt noch einen wichtigeren Grund, und das ist die schlechte Erfahrung. Sie ist vielleicht in Opatija gar nicht so stark wie in Kroatien. Faktum ist, dass in Kroatien viele Betriebe um einen viel zu geringen Preis verkauft wurden, und dass diese Firmen dann trotz der Privatisierung nicht das gewünschte Niveau erreicht haben."
Hinzu kam der Vorwurf, die Hotels ohne Ausschreibung übertragen zu haben. Nach einer massiven Medienkampagne zog die Regierung die Privatisierung zurück, die sie 14 Tage zuvor beschlossen hatte. Doch inzwischen hatte der staatliche Privatisierungsfonds die Aktienmehrheit an der Liburnija-Gruppe bereits übertragen und auch Georg Eltz und sein Geschäftspartner Darko Ostoja hatten ihre Verpflichtung aus dem Vergleich erfüllt. Beide verhandeln wieder mit der Regierung, denn es hieß zurück an den Start; daher ist es kein Wunder, dass Rechtsunsicherheit als größtes Problem in Kroatien betrachtet:
"Wir reden von sehr großen Investitionen und eigentlich dürften wir sie gar nicht machen, weil die Unsicherheit zu groß ist. Es ist kein Zufall, dass es in Kroatien keine angelsächsischen Investoren gibt bisher, die legen einfach strengere Maßstäbe an."
40 Millionen Euro hat Valamar in Kroatien investiert, 20 Millionen sind für den Herbst geplant. Den Investitionsbedarf bei den Hotels in Opatija schätzt Valamar auf 150 Millionen Euro. Die meisten Hotels der Liburnija-Gruppe sind zu erneuern, soll Opatija sein Ziel erreichen, ein international attraktiver Standort für den Kongresstourismus zu werden; ohne ausländische Investoren ist das kaum möglich.
In Opatija bereits investiert hat der Salzburger Wilfried Holleis. Sein Hotel Mirarmar zählt zu den besten Adressen der Stadt.
Davon profitieren auch Opatija und Kroatien, denn vor dem Umbau sah Mirarmar so aus:
Trotzdem hat Holleis auch Probleme; dazu zählt die Höhe der Rundfunkgebühr:
"In Österreich ist es so, dass pro Hotel eine Konzession erwirkt werden muss, und man zahlt dann halt einen kleinen Beitrag. In Kroatien wird gerechnet pro Fernseher und man kommt dann auf astronomische Summen, und wir zahlen also hier in Miramar bei 100 Zimmern 1.700 Euro pro Monat an Rundfunk- und TV-Gebühr."
International bekannt wurde Holleis durch den jahrelangen Rechtsstreit um sein Hotel auf der Insel Katharina vor Rovinj. Der frühere Minderheitseigentümer, die Tabakfabrik von Rovinj, will mit allen juristischen Mitteln das Hotel an sich bringen, das nach dem Ablauf des Joint-Ventures dem Salzburger nun allein gehört. Ein Verfahren ist dazu bei einem Schiedsgericht anhängig, das bei der Wirtschaftskammer in Wien tagt:
"Ich glaube, dass das Schiedsgerichtsurteil sicherlich einige Klarheit schaffen würde, aber wir rechnen damit, dass auch diesen Urteil wieder angefochten wird, und man muss sich auf einen jahrelangen Grabenkampf einstellen, solange das Land eben von solchen juristischen Strukturen diktiert wird, und nicht bei der EU ist."
Trotzdem ist Kroatien natürlich auch für österreichische Tourismus-Unternehmer ein gutes Geschäft. Doch gerade im Tourismus sind Abschreibungsfristen sehr lang und der Bedarf an Rechtssicherheit sehr groß. Groß ist auch der Kapitalbedarf, so schätzt das Tourismusministerium in Zagreb, dass binnen fünf Jahren zusätzlich 50.000 Betten hoher Qualität benötigt werden. Daher ist Kroatien auch auf ausländische Investoren angewiesen, die in ausreichender Zahl nur kommen werden, wenn die Rechtssicherheit weiter verbessert und die Bürokratie weiter abgebaut werden.