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Präsident tritt wegen Anklage zurück

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Berichte Kosovo

Der Präsident des Kosovo, Hashim Thacis, ist heute zurückgetreten. Grund dafür ist eine Anklage wegen Kriegsverbrechen durch das Kosovo-Sondergericht in Den Haag. Bis zur Neuwahl des Präsidenten führt die Parlamentspräsidentin, Vjosa Osmani, die Amtsgeschäfte des Staatspräsidenten. Es berichtet unser Balkan-Korrespondent Christian Wehrschütz:

Bei einer Pressekonferenz in Pristina sagte Hashim Thaci, sein Rücktritt als Präsident sei notwendig, um die Integrität des Staates zu schützen. Die Anklage wurde bereits im Juli erhoben, aber erst jetzt vom Gerichtshof bestätigt, und daher erfolgte auch der Rücktritt erst heute. Das Sondergericht für den Kosovo wirft Thaci unter anderem Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor; so soll er für die Ermordung von 100 Zivilisten während des Kosovo-Krieges in den Jahren 1998 und 1999 verantwortlich sein. Zu den Opfern zählen auch Albaner, die der Zusammenarbeit mit serbischen Behörden verdächtigt wurden. Thaci war damals einer der führenden Kommandanten der Befreiungsbewegung UCK. Er weist alle Vorwürfe zurück. Das Sondergericht wurde 2015 gegründet; auf seine Anordnung hin wurden auch weitere Anklagen gegen ehemalige führende UCK-Kämpfer erhoben, die nun politisch im Kosovo tätig sind. Thacis Rücktritt wird die Verhandlungen mit Serbien über eine Normalisierung der Beziehungen verzögern. Mit Verbrechen während des Kosovo-Krieges befasste sich auch das Kriegsverbrecher-Tribunal für das ehemalige Jugoslawien, das seine Arbeit aber bereits vor Jahren eingestellt hat.

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