Wie weiter im Kosovo?
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Innenpolitisch wie auch im Verhältnis zu den Kosovo-Serben und zu Belgrad muss eine derartige Regierung, sollte sie zustande kommen, politisch weder Stillstand noch Eiszeit bedeuten. Die bisherige Regierung hatte eine breite Mehrheit, erzielte aber kaum Resultate; dagegen steht ein möglicher Regierungschef Ramush Hardinaj unter dem Druck von starker Opposition und Öffentlichkeit, wirklich einige Reformen umzusetzen, und mit dem Kampf gegen Korruption und Bürokratie ernst zu machen. Die Kosovo-Serben wiederum können in einer derartigen Regierung viel erreichen. Sie müsste wohl sehr rasch den Verband der serbischen Gemeinden billigen, den die Serben auch bei den Verhandlungen in Brüssel zwischen Pristina und Belgrad seit Jahren fordern. Nicht nur am Balkan waren ehemalige Ultranationalisten oft zu historischen Kompromissen fähig, weil ihnen niemand „nationalen Verrat“ vorwerfen kann. Entscheidend wird dabei sein, ob und wie Aleander Vucic und Ramush Haradinaj miteinander können, der wegen seiner Rolle im Kosovo-Krieg für Serbien bisher ein „rotes Tuch“ war.
Ein Erfolg wird aber ohne massiven Einsatz aus den USA und Deutschland kaum möglich sein, weil die EU diese Rolle mangels Beitrittsperspektive im Kosovo und am Balkan nicht spielen kann. Ändern sollten die EU und ihre Mitglieder auch ihre Haltung zur Visaliberalisierung; die letzte Bedingung – die Ratifizierung des Grenzabkommens mit Montenegro durch den Kosovo – ist außer Reichweite, weil es dazu im Parlament in Pristina die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nicht geben wird. Im Kosovo dürften real 1,5 Millionen Menschen leben. Während die Ukrainer trotz Krieges und 40 Millionen Einwohnern seit Sonntag visafrei in die EU reisen können, besteht für den Kosovo als letztem Land in Südosteuropa weiter Visapflicht. Sie war wohl ein Wahlhelfer für die Partei „Selbstbestimmung“. Die Wahlen im Kosovo sind ein weiteres Beispiel am Balkan, dass die EU trotz ihrer Krisen dieser Region wieder mehr Aufmerksamkeit widmen muss.