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Mit österreichischen KFOR-Soldaten auf Patrouille im Norden

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Kleine Zeitung
Berichte Kosovo
Zwei Radpanzer „Pandur“ des Bundesheeres auf Patrouillenfahrt im Nord-Kosovo. Der Weg führt von der zwischen Albanern und Serben geteilten Stadt Kosovska Mitrovica über eine gut asphaltierte Landstraße zur Straßensperre der Serben; sie blockiert die Weitefahrt zur Stadt Leposavic und zur Grenze zu Serbien. Nach den Unruhen zu Beginn der Vorwoche hat die Friedenstruppe KFOR den Grenzübergang übernommen, muss aber ihre Truppen dort wegen der mehrere hundert Meter tiefen Straßensperre aus der Luft versorgen. Die Blockade bietet den österreichischen Soldaten ein ungewöhnliches Bild; sie beginnt mit einem sieben Meter hohen Kreuz aus Metall, das die Serben in der Mitte der Straße einbetoniert haben; dahinter sitzen dann vorwiegend Serbinnen mittleren Alters auf Ziegelsteinen auf der Straße, ehe die eigentlichen Sperren aus Schotter und Holz beginnen. Die österreichischen KFOR-Soldaten haben den Auftrag, nur zu beobachten; das Grundproblem beschreibt Hauptmann Axel Wochinger, der einen der zwei Pandur-Radpanzer führt:

„Es gibt natürlich nach wie vor ein sehr offenes Misstrauen der serbischen Seite gegenüber der albanischen Seite und umgekehrt; und wir als KFOR haben hier die Aufgabe, vermittelnd einzugreifen, und irgendwelche Auseinandersetzungen zu verhindern.“

Wochinger dient bei der Militärpolizei; er ist bereits zum vierten Mal im Kosovo. Er ist einer von 200 österreichischen Soldaten, die derzeit im Norden im Einsatz sind. Eingesetzt sind die Österreicher zur Überwachung des Geländes oder am Grenzübergang; hinzu kommen Sanitätsteams oder Versorgungstrupps. Der Rest des Kontingents von 450 Soldaten ist im Süden im Camp Casablanca im Raum Suva Reka stationiert, wo es bisher völlig ruhig ist. Im Norden bleibt die Lage dagegen angespannt, denn die serbische Mehrheit dieses Gebiets kann sich ein Leben unter albanischer Dominanz einfach nicht vorstellen. Zu groß sind Vorbehalte, Misstrauen und das Gefühl, völlig willkürlich vom serbischen Mutterland abgetrennt zu werden. Eine serbische Krankenschwester, die ebenfalls die Straße blockiert, bringt es auf den Punkt:

„Es kann nicht eine Seite alles bekommen, und der anderen bleibt nur die Frustration. Man kann auch nicht einfach ein Gebiet besetzen und sagen, uns interessiert das überhaupt nicht, dass ihr damit nicht einverstanden seid, ganz egal wie viele ihr seid. Ihr seid einfach ein Begleitschaden irgendeiner Weltpolitik.“

Groß ist auch das Misstrauen gegenüber der KFOR; die als pro-albanisch gilt. Für den Einsatz im Norden sind als Verstärkung weitere 150 österreichische Soldaten im Anmarsch; denn die Lage ist instabil, obwohl Serben, Albaner und die KFOR nun einen Kompromiss erzielt haben. Er sieht vor, dass die Serben ihre Straßensperren abbauen, und die KFOR bis Mitte September beide Grenzübergänge kontrollieren, die nur für den Personenverkehr, für humanitäre Güter und für Kleinlaster bis 3,5 Tonnen offen sind. Bis Mitte September sollen Belgrad und Pristina im laufenden Dialog einen Kompromiss für ein Grenzregime finden. Gelingt das nicht, könnte die KFOR zwar ihre Kontrollen verlängern, doch auch der politische Druck würde dann immer größer werden. Denn in Serbien stehen bis April Parlamentswahlen bevor und im Kosovo besteht eine starke nationalistische und großalbanische Opposition, die massiv darauf drängt, dass Pristina nach mehr als drei Jahren Unabhängigkeit endlich den ganzen Kosovo kontrolliert.

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