× Logo Mobil

Albaner feiern ersten Jahrestag der Unabhängigkeit

Zeitung
Kleine Zeitung
Berichte Kosovo
Volksfeststimmung herrschte gestern in der Hauptstadt Prishtina und anderen albanischen Städten des Kosovo. Der Tag war praktisch arbeitsfrei, daher zogen viele Albaner fahnenschwenkend durch die Fußgängerzone. Hinzu kamen noch hupende Autokolonnen, denn die Albaner hatten ihre Autos mit den Fahnen des Kosovo, der albanischen Nation und natürlich auch mit der Flagge der USA geschmückt, die im Kosovo sehr populär ist. Doch die Beteiligung an dieser ersten Geburtstagsfeier war geringer als bei der Ausrufung der Unabhängigkeit im Vorjahr. Nüchterner wirkten auch die Reden im Parlament bei der Festsitzung. Gerühmt wurden neue Fahne, Verfassung und der Aufbau des Staates. Zur weiteren Entwicklung sagte Ministerpräsident Hashim Thaci, der Kosovo werde dieses Jahr vollberechtigtes Mitglied der Weltbank und des Währungsfonds werden. Im Vorjahr haben der Kosovo bereits einen EU-Fortschrittsbericht erhalten, heuer werde eine Machbarkeitsstudie für den Weg Richtung EU folgen, zeigte sich Thaci optimistisch.

Doch noch haben nicht ein Mal alle EU-Mitglieder den Kosovo bereits anerkannt; und die Aufnahme in Weltbank und Währungsfonds ist möglich, weil dort Russland und Serbien kein Veto-Recht haben. Beide Staaten sind strikt gegen die Unabhängigkeit, die erst 54 Länder anerkannt haben. Von einer UNO-Mitgliedschaft war bei Thaci nur am Rande die Rede. Signale an die serbische Minderheit fehlten weitgehend, nicht nur bei Thaci, sondern auch bei Staatspräsident Fatmir Sejdiju; die einzigen Worte auf Serbisch sprach im Parlament der Vertreter der EU, Peter Fejt; er wünschte nicht nur auf Albanisch sondern auch auf Serbisch „Glücklichen Geburtstag“

Die serbischen Abgeordneten boykottierten jedoch die Festsitzung. Im serbisch dominierten Norden des Kosovo fand eine Protestkundgebung statt; daran nahmen auch nationalistische Abgeordnete des Parlaments in Belgrad teil. In den serbischen Enklaven im Süden des Kosovo war es ruhig; natürlich wurde nicht gefeiert; Soldaten der KFOR und EU-Polizei waren kaum zu sehen. Die EU-Mission ist mittlerweile im ganzen Kosovo stationiert, doch die politische Spaltung zwischen Serben und Albanern dauert an. Erst wenn sie überwunden ist, und der Kosovo sozial und wirtschaftlich nicht mehr nur einem Entwicklungsland gleicht, wird der Friede dauerhaft gesichert sein.

Facebook Facebook