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Gewalttätige Proteste der Kosovo-Serben

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Kleine Zeitung
Berichte Kosovo
Kleine Zeitung 20022008

Nach der Unabhängigkeitserklärung der albanischen Mehrheitsbevölkerung des Kosovo stand die serbische Minderheit zunächst offensichtlich unter Schock. Doch je mehr Staaten den Kosovo anerkennen, desto größer wird offensichtlich die Wut, und die Proteste der serbischen Minderheit werden zunehmend gewalttätiger. So steckten Kosovo-Serben gestern an zwei Grenzübergängen zu Serbien im Norden des Kosovo die Container der Zöllner der UNO-Verwaltung in Brand; auch mehrere Autos der UNO-Mission wurden angezündet. Verletzt wurde niemand. Ausgelöst wurden die Ausschreitungen möglicherweise durch das Gerücht, kosovo-albanische Zöllner sollten im Morden stationiert werden. UNMIK-Polizei und Friedenstruppe KFOR vermochten die Grenzposten nicht zu schützen oder griffen zu spät oder gar nicht ein. Die beiden Grenzübergänge sind nun für mindestens einen Tag gesperrt, und die KFOR errichtete Kontrollposten entlang der Straße.

Im Norden der geteilten Stadt Kosovoska verliefen neuerliche Serben-Proteste friedlich. In der Nacht auf Mittwoch wurden jedoch bei zwei Sprengstoffanschlägen drei Fahrzeuge und ein privates Haus beschädigt. In einer anderen serbischen Gemeinde im Norden wurden zwei Autos der UNO-Verwaltung in Brand gesetzt. Die UNO zählt zu den Feindbildern der Kosovo-Serben, weil der Sicherheitsrat die Unabhängigkeit nicht für ungültig erklärt hat. Wie feindlich die Stimmung ist, zeigt der Umstand, dass die UNO-Verwaltung ihre Mitarbeiter aus der Gemeinde Leposavac im Norden abgezogen hat. Fraglich ist, ob im Norden die geplante EU-Mission zunächst überhaupt stationiert werden kann; sie umfasst 1800 Polizisten, Richter und Justizwachebeamte, die den Rechtsstaat im Kosovo weiter aufbauen sollen. Die kompakte serbische Minderheit will die Mission jedenfalls völlig boykottieren. In Prishtina hat gestern der EU-Chefdiplomat Havier Solana mit der albanischen Führung über die Lage beraten. Und in Wien tagte die OSCE, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa. Dabei verlangte der serbische Außenminister Vuk Jeremic, die OSZE möge die Unabhängigkeitserklärung für nichtig erklären. Das wird nicht geschehen, und im Kosovo werden OSZE-Mitarbeiter nunmehr in den Serbengebieten auch kein sicheres Leben mehr haben.

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