× Logo Mobil

Zauberflöte in Skopje

Zeitung
Wiener Zeitung
Berichte Kosovo
Zauberflöte in Skopje:

Doppelte Premiere nach einem halben Jahrhundert

In der mazedonischen Hauptstadt Skopje hat gestern die Premiere der Mozart-Oper „Die Zauberflöte“ stattgefunden. Es war das erste Mal seit 54 Jahren, dass diese Oper wieder aufgeführt wird. Gleichzeitig wurde damit die erste große Kooperation von Opernhäusern in Mittel- und Osteuropa eingeleitet. Denn bei der Produktion wurde und wird mit der Oper in Sofia zusammengearbeitet, wo „Die Zauberflöte“ im Mai zu sehen sein wird. Teil dieser Kooperation ist der regionale Sängeraustausch. Die Rolle des Papageno singt der 28-jährige Rumäne Jonuc Pasku, der in Bukarest engagiert ist. Tamino ist ein Bulgare, alle anderen Sänger stammen aus Mazedonien. So werden die Königin der Nacht und Sarastro von Ana und Igor Durlovski gesungen. Das Ehepaar lebt seit fünf Jahren in Wien und wird vom Verein für die Musiktheater in Mittel- und Osteuropa unterstützt, der seit Herbst 2004 besteht. Finanziert wird der Verein von der Stiftung Deutsche Bank und der Republik Österreich. Sein Ziel ist es, Sänger von Tirana bis Temesvar sowie Opernhäuser zu unterstützen und die regionale Kooperation zu fördern.

Zur Hilfe zählt auch der Ankauf von Instrumenten bis hin zu Bühnenausstattung. Mit Projektoren, Scheinwerfern und Computersoftware wurde Skopje unter die Arme gegriffen, um eine einigermaßen anspruchsvolle „Zauberflöte“ auf die Beine zu stellen. Für Regie und Bühnenbild sind die Österreicher Angela Zabrsa und Wolfgang Zoubek verantwortlich. Sie hatten beträchtliche technische und bürokratische Hindernisse zu überwinden. Licht und Bühnenausstattung sind museal, funktionierten teilweise nicht, und es dauerte allein 14 Tage bis Strom vorhanden war um mitgebrachte Scheinwerfer und neue Leitungen zu testen.

Doch der Aufwand hat sich sichtbar gelohnt; die Bild-Projektionen, die Mozarts Hohelied auf Weisheit und Schönheit begleiten, sind gut gelungen; der Transfer von Technik und Wissen stärkt in Skopje ein Opernhaus, in dem Mitarbeiter 150 Euro im Monat verdienen. Sängern soll daher durch derartige Produktionen eine Perspektive in ihrer Heimat geboten werden, um weitere Abwanderungen wenigstens zu bremsen. Hinzu kommt Mozarts Botschaft der Toleranz, die in Mazedonien hoffentlich auf fruchtbaren Boden fällt, stand das Land doch vor fünf Jahren an der Schwelle zum Bürgerkrieg mit der albanischen Volksgruppe. In diesem Sinne zeigt auch „Die Zauberflöte“, welche großen politischen Fortschritte Mazedonien in diesem Zeitraum auf dem Weg zu einem stabilen Land gemacht hat.

Facebook Facebook